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No. 1

WohlEdl Gebohrener Gestrenger Juncker Vatter ec.

1.   Ich zweiffle nit, Eß werde So wohl mein Hochgeehrtister Juncker Vatter alß Frau

2.   mutter nach glücklich und verdienstvoll Hinderlegten Heiligen Fasten Zeit die nun mehr

3.   fröhliche und lustige Osteren in bester gesundheit genießen, welcheß mihr Ein Sonderen

4.   trost verursachet, und von dem lieben Gott mihr dißen trost auf lange und vile Jahr Er-

5.   bitte.

6.   Weilen aber allgemach Herbei nachet iene zeit, alß auf welche anzustellen die reiß nacher

7.   Sarganß, Hab ich nit ermanglen lassen wollen, auf meine schuldigkeit zu Beobachten, dem

8.   Hochgeertisten Juncker Vattern und Frau mutteren zu Einer So weiten und ungelegenen reiß glück zu wünschen, und diß zwar um etwas früher, weilen man Sonst mit weit wichtigeren ge-

9.   schäften, alß in ablaßung meineß Brieffß wirdt Bemüßiget Sein, auch komentlicher, wan

10. Beliebig, mihr kan zu ruck geschrieben werden. Ist demnach mein Höchster wunsch, Begehren

11. und verlangen von dem güttigisten Gott, daß Er dem Hochgeertisten J.r Vatteren auf diße reiß

12. Einen Solchen geferden zu schicke, der gleichen Einen Er Hat zu geschicket dem Jüngeren

13. Tobia, alß welcher alle Sorg auf Sich genommen, ihn von allen gefahren Befreit, von aller kranchei

14. versichert dahin geführt, wohin Sein verlangen stunde, und gantz glücklich nach Einiger zeit in Sein

15. liebes Vatterlandt zu ruck gebracht. Dißeß, Sage ich, wünsche meinem Hochgeertisten J.r Vatter und

16. Frau mutter Sambt allen den ienigen, welche Sie mit den übrigen werden dahin begleiten,

daß Eß Ihnen, wie Tobia ergangen, also auch Ergehe möge, welcheß aber von Gott zu Erhalten ich nit wirdt ermanglen laßen nach schuldigkeit täglich mein wehnigeß gebett zu dißem Endt zu verichten, und Ihre Heilige schutz Engl ersuchen, daß Sie die stell deß hl. Raphaels, oder zu gleich mit dißem vertretten wöllen. Eß folget aber bald darauf, auf Solche reiß nemblichen in nechsten monath, daß Fest deß Hl. Henricy als namenßfest Meineß Hochgeertisten Junckeren Vatteren, zu welchem Ehrentag Ich gleich in dißer gelegenheit zu Beobachten meine schuldigkeit dem Hochgeehrtisten J.r Vatteren von Herzen glückwünsche, (weil gar ungewiß, ob ich Biß auf Selbe zeit mit Einem schreiben wirdt Erscheinen können.) der grose freigebigiste Gott wölle Sie noch vil Jahr So wohl zu gröstem nutzen deß gemeinen weßen, alß trost und aufnahmder gantzen freündtschaft in bester gesundheit, glück und Segen erhalten. Ich aber möchte wünschen, daß ich gegenwertig mit einer gebührenter sprechung und bindbandt konte aufwarten, darmit mein gemüth beßer zu erkennen zugeben. weilen man aber von Einem geistlichen Religiosen kein andere als geistliche anbindung erwarten kan, weiß man wohl, waß andere Jahr mein geringer Eiffer vermögt, dißeß bitte ich ebenfallß auch für dismahl an, bittent darmit verlieb zu nemmen, und

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Selbigeß nach Beliebiger meinung zu nutzen machen. Biß dahin kan ich auch nit mit mehreren, dan meiner Heiligen meßen aufwarten, welche zu Ihrer Intention, welche der Hochgeertiste J.r Vatter machen wölle, wie gefellig, Seint geleßen worden. wirdt aber für Eür schon können mit mehren aufwarten, und deren anzahl von Berichten.

1.    Der Pater Socius in der visitation Hießigeß Collegy Hat mihr gesagt, R. P. Provincialis Sambt Ihme Sein von dem Hochgeertisten J.r Vatteren Eingeladen worden, die Einkehr zu nemmen, wan der weg Sie Bei Sarganß Solte vorbei tragen, Hat darob Ein Sondereß gefallen tragen, und mihr gesagt  wan Eß nit ein grosen Umweg Sein Soll, So werden Sie dem Hochgeertisten J.r Vatter die Ehr erweisen, und Ihne aufdem schloß Besuchen, und wehnigist Ein mittag oder nachtSuppen aldorten genießen.

2.    R. P. Provincialis aber Hat gesagt, daß Er wohl müse Ihro Hochwürden Chorherren zu

3.    münster Besuche, alß mit welchem er Ein mahlß die Ehr gehabt nacher landsperg zu reisen, und

4.    ohne diß werdt aufwarten Ihro Hochwürden und gnade, Herrn Probsten aldorten alß Seinem

5.    Herrn Bruderen. R. P. Preis aber alß unser P. Rector, wie Eß schon wirdt Bekandt Sein

6.    ist schon um der faßnach zeit Herumb alß Visitator in die under rheinische provins abgereißet,

7.    wie baldt Er werde zu ruck komen, weiß man nit, wie gerne ich ihn verlaßen wirdt, der Hochgeertiste

8.    J.r Vatter abnemmen können auf dem schreiben in welchem ich von Ihme gemeldet. Under deßen

9.    ist unser R. P. Rector P. Maximiliang Pistorini, Sonsten P. Rector zu Augspurg.

10.waß Einsmahlß der Hochgeehrtiste J.r Vatter gesinnet geweßen wegen der Ersten meß, weiß ich wohl.

11.waß man aber wegen umständt angenommer Landvogtei gesinnet Sein, wäre mein eintziger

12.wunsch zu wüßen, wan also dem Hochgeehrtisten J.r Vatter Beliebig mihr Sein vorhaben zu eröffnen

13.und meinung zu überschreiben, würdt mihr Solcheß gar dientlich Sein, weilen Ein und daß

14.andere muß darnach gerichtet werden. Zu deme wölle man mihr überschreiben am

15.wan ich die Brieff So fern ich eine schichen Solte, und auch mein schuldigkeit erforderen

16.wirdt hinleiten Solle, damit Sie Sicherer mögen eingehendiget werden. der Herr Bruder

17.Franz Joseph wirdt annoch zu Turin Sein, wie ich verhoffe & wirdt So wohl Ihme, alß der Frau

18.Schwester (welcheß ich nechst verwichnen Sontag gantz recht empfangen,) mit nechstem antworten

19.auf gegebeneß schreiben. Eß wirdt auch Hoffentlich die Jungfrau Schwester Ihr vorhaben in

20.daß closter nacher Rathausen Bewerckstelliget Haben, an welchem ich gar nit will zweifflen,

21.Sonder zu erhalten Ihr die Bestendigkeit Gott bitten. allhier ist nichtß Sondereß neüeß

22.zu Hören. Gester und am Sontag Seint die chürfürstliche völcker aus ungarn widerumb allhier an-

23.gelangt, und die statt zimlich lebentig gemacht. auf dem feld und in den gärten steht Eß,

24.Gott Seie lob, alleß in bestem flor, doch ist Eß annoch zimlich frisch ec.

25.nebst schuldigister Begrüßung meiner Hochgeertisten Frauen mutteren, liebsten geschwistrigen und allen

26.übrigen angehörigen Befilche ich mich demütigist in die Vätterliche gnaden verbleibe

meineß Hochgeertisten Juncker Vatteren

getreüister Sohn Philip Segesser S.J.

Ingolstatt 16 May 1719

Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Ingolstadt, 24. Juni 1720 (Neg. 51760-51761)

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No. 2

Hochgeehrtister J. Vatter

1.    Weilen zu künfftigen monath July Einfahret daß Fest deß Heiligen und

2.    grosen Keiserß Henrich, als das namen Fest meineß Hochgeertisten J.r Vatterß, Hat mein

3.    kindtliche pflicht nit Ermanglen wöllen noch können, meinen Hochgeertisten J.r Vatteren

4.    Herzlich darzu glück zu wünschen, und von dem grosen Gott zu erbitten, daß Er meinen

5.    liebsten Juncker Vatteren nit nur Ein oder das andere, Sonder noch vil Jahr in dißem leben

6.    in Besten vergnügen, trost und wohlergehn Erhalten, und nachgehns in die Himlische freüden

7.    aufnemmen möge, und damit dißer mein wunsch, nit nur in lehren worten Bestehe, wirdt ich

8.    wie andere mahl, meine gewohnliche guthe werckh (wan ich sie also nemmen darff) zu dißer

9.    Intention ia Selbst Eigner meinung meineß Hochgeertisten J.r Vatterß verichten, zu welcher

10.Selbst Eigner Intention auch Sex Heilige meßen schon Seindt geleßen worden wieder alle

11.meine Hoffnung; deß gleichen auch für die F.r mutter theils geleßen, theils annoch geleßen

12.werden Söllen, wie ich Beßer versicheret mit der zeit Berichten wirdt. Bitte man

13.wölle mit dißer geistlicher anbindung gnädigist verlieb nemmen, da in deßen andere

14.geschwistrige Beßer nach gebühr und Schuldigkeit werden aufwarten.

15.zweifle nit, man werde dis albereit verflosne Jahr gleich dem anfang und mittel in bester

16.gesundheit geendiget Haben, welcheß mihr Ein trost Sein wirdt auf Beliebigeß schreiben

17.zu vernemmen, wünsche daß in gleichem dißeß folgente Jahr also gesundt und wohl anschlage

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1.    daß man wünschte noch mehr Jahr in dißer gelegenheit zu zu Bringen. Ich Hab von zeit

2.    des lesteren, So Ich Empfangen und den 14 Hornung von dem Hochgeertisten J.r Vatteren geschriben

3.    worden, trei Brieff Bereits über schicket, aber keine anwort Erhalten, Hab zwar keine Sonder-

4.    bar vonöthen gehabt, mihr wirdt genug Sein, wan nur die Brief Seint ankommen, damit Ich nit

5.    Einer unhöfflichkeit möge Beschuldiget werden. Bei nebens thue Ich mich Höfflichist Bedancken

6.    um die Erhaltene neües Jahr schanckung, welche mihr allbereit schon dürffte wohl Bekommen in meiner

7.    zeitlichen Ebigkeit, der gütige Gott wölle in Einer anderer Ebigkeit dem Hochgeertisten J.r Vatter

8.    zu daußentmahl vergelten diße freigebigkeit. Sonsten fallet mihr nichß Besonderß neüeß Ein,

9.    als daß, wie wir nechstens von Freiburg aus Breisgau vernommen, der Franzoß annoch fortfahret

10.Heüffig Soldaten zu werben zu waß für Ein zill oder Ende ganz unbekandt Seie. Eben von dennen

11.Haben wir vernommen, das da die aldasige oder dorthin Gehörige Residenzen weise nacher Beündteüt]

12.verkauffet um Einen gar Ehrlichen werdt Sie von Französcher macht und gewalt Seien Beorderet worden

13.keine kosten dahin folgen zu laßen, weilen Eß allerort verbotten aus franckreich in die schweiz waß

14.zu lifferen, ob Eß deme also, kan ich mihr kaum Einbilden. doch ist auch in dißem landt ver-

15.botten allen schweizerischen kaufleüten nit daß geringste zu verkauffen auf den marckten So wohl als

16.Sonsten, wan Sie nit wollen, das Ihnen alleß hinweg genommen werde, Sonderlich die völschhendel

17.von welchen man Sagt, Sie Ein grosen vertrib gehabt zu haben. daß wetter ist Ser fruchtbar

18.und Bringet die voriährige wöchen nit Bequemen regen und schönen wetter Heüffig hin, Gott Erhalte

19.alleß mit Seinem göttlichen Seegen. meiner Hochgeertisten Frauen mutter Ein demütigen

20.und kindtlichen Befelch, auch freüntlichen grus meiner freülein Swesteren. Befilche mich ferners

21.in Vätterliche günsten und gnaden. verbleibe

Ingolstatt 24 Juny 1720

meineß Hochgeehrtisten J.r Vatteren

Getreüister Sohn

Philipp Segesser S.J.

Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Ingolstadt, 4. Januar 1921 (Neg. 51762-51763)

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Nr. 3

Hoch geertister Juncker Vatter

1.    Es wird Sich zwar der Hochgeertiste J.r Vatter verwunderen, das ich

2.    mich understehe Ein offeneßschreiben an Ihne ergehe zu laßen, allein weilen

3.    ich nit kan gelegentlich das Begehren vor meinem oberen komen laßen aus Sorg

4.    das Er mihr den Brieff nit werde verschicken, und zwar ganz Billich, weilen Sie

5.    nit gerne Sehen, wan Einer gar zu ungestim in Bettlen, und in warheit auch ich

6.    mich schame, ie doch in dißen umständen Begriffen schon Einer Vätterlichen Hilff

7.    vonöthen Hab, Hab ich ganz kindtlich den Hochgeertisten J.r Vatter bitten wollen, das er Mihr

8.    etwas geldß auf meine Erste meß schicken wolle, damit ich gleich anderen all hier

9.    Bestehn könne. Eß Hatt mihr zwar der Hochgeertiste J.r Vatter nit unlengst Eine Duplonen

10.geschickt, Hab die Biß dahin aufbehalten Bei dem Oberen, wie gebräuchlich, allein kluket

11.die Selbe mihr nit nur nit, die gemeine und allen Meinen gesellen, deren noch zehen Sein

12.werden, die die Erste meß mit mihr leßen werden, gewohnliche um kösten auszuhalten.

13.von der ienigen ansehnlichen und reichlichen geldß schanckung, So der Hochgeertiste J.r

14.Vatter mihr nichß mehr übrige aus

15.ursach, weilen ich da zu mahl Ein solchen schmarischen und kahrigen Rectoren gehabt, daß Er

16.mihr in ansehen deßen, das sonst uns gewohnliche reisgeldt hinderhalte, und gleichwohl

17.aus dem überschickten Hat durch die ganze reiß zeheren laßen. was sagte aber R. P. Provin

18.cialis als ieziger P. Rector darzu? anizerdt war nit zu friden, da er Solcheß in ratione

19.itineris, wie Bei uns gebräuchlich zu geben, Ersehen. Hat aber nit verschaffet, daß man mihr daß

20.reißgeldt von Constanz ersezen Solle, und mich gleich wohl mit der gedult abgewißen.

21.verlanget man aber zu wißen, waß mihr nötig zu meiner Ersten meß, schreibe ich Solcheß

22.redtlich. dan Erstenß mus Ein ieder aus dens ölplen vier gulden für die unkösten, das

23.ist die treimalige reisen nacher Eystätt, des honorarin für den weichbischoff, für R. P.

24.Rector Ihs Selbigeß Collegy ec auszuhalten, geben, dan im fal, das Einer nichß beitraget

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1.    wirdt Er von Seinen gesellen als Ein schwarzer gar wunderlich angesehen. anderens ist iez

2.    undt der Brauch, das die Primitianten denen Ministranten Eine schanckung, welcheß lauter unsere

3.    Theologi Seindt und folglich mehr als nur Ein bildt Erwarten, geben, für Solche Hab ich defacto

4.    gar nichß, als Ein Binreal[?], welcheß ich in Eben Solcher gelegenheit von Einem, deme ich Hab

5.    vergangneß iahr die ehr gehabt, zu ministriereo, Bekommen, wirdt aber Solcheß für mich Selbsten

6.    zu brauchen Haben, weilen ich nit Sihe Eine gelegenheit Ein andereß zu Bekommen, Solte also wi-

7.    derumb etwas Haben und wer ist, der mihr Eß gibet, wan Sich nit meiner Erbarmet der Hochgeertiste

8.    J.r Vatter. will nichß melden von Einem Brevier, dan Selbeß gibet uns das Collegium, aber

9.    waß für Eins, daß Einem die augen vergehe möchten, worumb aber gibet kein Beßres

10.die natwort, weilen dißes Ein alteß Herkommen, und der Ein beßers Haben will, ihme auch mus

11.darumb Sehen um Sein geldt, will gleichwohl under deßen mit meiner mutter, dan also wirdt

12.dißeß Brevier genenet, verlieb nemmen, und gedult tragen. Zu deme will ich an Selben tag Ein

13.ieder Ein angedencken von Einem Haben, auch So gar die Musicanten Einen kein ruh geben.

14.daß beste angedencken von mihr konte Ihnen Sein, wan Sie von mihr sagen konten, das ich der

15.junge Pater, welcher Ihnen nichß gegeben. Aber wohin gehet dißeß ausführliche schreiben?

16.oder, Hätte schier gesagt, unverschembte weiß, zu schreiben und zu betteln? Solle dan der Hochgeertiste J.r

17.Vatter mihr So vil geldt schicken dißen allen genug zu thun. Nein dis Seie fern von mihr. Ich

18.scheme mich, auch nur Ein zeichen gegeben zu Haben Meiner Armuth, welche freilich auf diße

19.weiß zum vollkomisten, und wölle mihr der Hochgeertiste J.r Vatter nach Belieben etwaß

20.verohrdnen unterdeß Bei dem P. Procurator zu lucern oder Veldkirch, oder auf ein

21.andere Beliebige weiß, nit aber durch diße leüth, dennen ich diß schreiben shicher ver

22.traue und iährlich pflegen in der Provins Herum zureisen, auch vilen Eine Sachen

23.richtig überpringen; dan Sie zu spath zu mihr kommen wurden, und mich Erst zu alten

24.Öttingen antreffen werden. Solte aber wie Billich dem Hochgeertisten J.r Vatter und F.r

25.mutter diße Bettlerei zu unverschembt Sein und vorkomen,wirdt ich dannoch ganz wohl zu

26.friden sein, wan Sie mihr nichß schicken, wölle also der Hochgeertiste J.r Vatter nach Be-

27.lieben die Sach richten. Und gewißlich wurdt ich nit Haben Hoffen können, das P. R. Rector mihr

28.Ein Solchen Brieff würde Haben verschicket, wan Er in Sein[?] händt wurde kommen Sein,

29.dan gleich wohl Sie nichß darwider Haben; wan die Eltern ihren kinderen etwaß schicken,

30.wollen sie doch nitt, daß diße ungestim in bettlen Seien, Sonder wie die regel Saget in bettlen

1.    niht unmeßig Sein, möchte auch Nit, das dißeß schreiben under anderen, als meiner Elteren Selbß

2.    Eigner händen kommete. Der Hochgeertiste J.r Vatter wirdt underdeßen Ein oder das andere

3.    schreiben von mihr Empfangen Haben, und bekanntlich Eine antwort auf daß den 3 December

4.    an mich liebwertistege schreiben. verzeihe mihr der Hochgeertiste J.r Vatter, das kindliche

5.    vertrauen Hatt mihr die hand geführet und zwar zu Eben der zeit, wo ich Ser beschefftiget

6.    (so kommt dan alles auf mich !) für zu bereitung auf die Promulgation, inwelcher Herzog

7.    Theodor als Praefect Erwöllet wirdt, welcher allhier den Studys obliget, und dero-

8.    halben so liederlich und geschwindt dißeß zu schreiben genötiget worden. Befilche mich

9.    Nebst freüntlicher Begrüßung meiner Hochgeertisten F.r mutter in die Vätterliche wohl

10.gewogenheit und gnaden, verbleibe

meineß Hochgeertisten J.r Vatterß

getreüister Sohn Philip. Segesser

Ingolstatt 4 jan. 1721

Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Ingolstadt, 6. Januar 1721 (Neg. 51674-51765)

Neg. 51764

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No. 4

HochGeertister Juncker Vatter ec.

1.    Daß den zweiten December an mich Höchst angenemme Vätterliche schreiben Hab ich

2.    durch Magistrum Antonium Hüetlie den 31 December Empfangen, das Datum deß Ma-

3.    gistri ware der 23 Decemb. ist also der brieff von Veldkirch bis nacher Ingolstatt iner-

4.    Halb 8 tägen gelifferet worden. wo Er Sich aber länger vorHer verweilet, wurde ich

5.    Eß nit erathen. Sage demnach schuldigisten danck für So grose müh, mittelst welcher meinem

6.    Hochgeertisten J.r Vatter beliebet daß kindtliche schreiben zu Beantworten. Hätte auch Eben

7.    diße Beantwortungß zeihlen nit auf Heüt verschieben können, wofern die gewöhnliche

8.    Recodection[?] und Erneüerung der gelübten ec. So am neüen Jahr vor zunemmen, Solche pflicht ver-

9.    Hinderet Hätten. weilen Ich aber meldung thue deß neüen Jahreß, mahnet mich Eben

10.dißeß meine So Engstigte gescheft auf Ein stündtlein zu underbrechen, und meinem Hoch-

11.geertisten liebsten Elteren Ein fröhliche fortsezung dißeß neü Eingeloffenen Jahreß

12.von Herzen aufzuwünschen. Der güttige Gott wölle Selbeß mit So Heüffigen Seegen be-

13.glücken und Besegnen, So vil Eine Vätterliche famili zu Ihrem guthen und aufnam

14.wirdt vonöthen Sein, die Ehr Gotteß um desto mehrer Beförderet werden. Gewißlüch

15.wirdt mein kindtliche liebe und gebührente pflicht nit Ermanglen laßen, Gott dahin zu

16.zu Bereden, daß Er meinen Hochgeertisten Elteren güttigist mittheile, waß Ihnen zu

17.leib und Seel gethäien wirdt. Solte aber künfftige zeit Hin in meinen krefften

18.waß Sein, durch welcheß ich die kindliche pflicht erweisen kan, wirdt meiner Seitß

19.Sein, die liebwertisten Befelch Baldist zu vollziehen.

20.Betreffent die Dispositiones, So vor dißeß schüel Jahr vorgenommen worden, Seindt Sie

21.in allen Collegys groß genug geweßen, vileicht aus ursach, um desto mehreren Ihr ver

22.langen zu Erfüllen. der K. P. Dominicus Schmid ist nacher Freiburg in Breisgau

23.geschicht worden aldorten Minister und Procurator zu Sein. Hat mihr nit mehr auf

24.meineß schreiben geantwortet, und deßent wegen nit gewußt, ob Er Eß Empfangen.

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1.    Hab nit grösten trost verstanden, daß die F.r Schwester zu Sarganß geweßen, und

2.    widerumb gesundt Seie, Gott wölle Sie alß ihren kinderen Höchst nottwendig hinfüran

3.    in gutter gesundheit Erhalten. Habe von Ihro Ein schreiben Bekomen verwichnen freitag

4.    durch die Böttin, welche pfleget alle Jahr daß andere mahl Hier Her zu kommen.

5.    Hab Eben dißer Ein antwort-schreiben geben, Solcheß zu überbringen, Sie wirdt Sambt

6.    Ihrem man, den Sie bei Sich Hat nachher Sarganß oder lucern kommen, alwo Sie wohl be-

7.    kandt zu Sein scheinet. wan etwan Eine agnus Dei oder andere der gleichen Christen lehr

8.    schenckungen von Closter Frauen arbeit bei Handen, bitte ich den Hochgeertisten J.r Vatter Ihro

9.    etwaß zu vertrauen, dan Ich höre, daß manß wohl vonöthen Habe zu alten Öttingen, wohin ich nechstens Jahr verhoffe Hinzukommen, maßen di kinderlehr, welche ich iezundt schon

10.daß ölfte Jahr nach ein ander versiehe, meiner gehabten schenckungen völlig mich Beraubet,

11.doch wölle man Hier iefahlß nach Belieben und gutgeduncken die Sacht richten.

12.neüeß gibtß Hier nit vill ausert daß man förchtet, daß mit der zeit Ein religion krieg

13.abgeben, weilen Sich die Acatholiy Ser ungstim Sich zu verhalten scheinen. wäre

14.nit guth auch für unser liebeß Vatterlandt. daß wetter ist bisHero Ser unge-

15.sund, feücht, naß und wahrm geweßen, das die Bauren Ihnen Ser geforchten um

16.Ihreß treit, daß Eß nit verfaulete, allein Seit zweier täg ist Es kalt genug, neblig

17.aber ohne schne.

18.Der Herr Bruder Franz Joseph wirdt Hoffentlich daß schreiben erhalten Haben, welcheß ich Ihme

19.zu geschickt durch K. P. Carolum Rüttiman, da Er nacher lucern gereißet.

20.meiner Hochgeertisten Frauen mutteren bitte ich Einen demütigen und kindtlichen Befelch

21.wie auch der Jungfrau Schwester Ma. Elisabeth und Hrn. Brudern Einen freüntlichen gruß

22.dennen ich mich in ihreß hl. gebett, in meineß Hochgeertisten J.r Vatter aber Vätterliche günsten

23.und gnaden demütigist Befilche und verbleibe

Meineß Hochgeertisten J.r Vatteren

Getreüister Sohn Philipp. Segesser. S. J.

Ingolstatt 6. Januar 1721

Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Ingolstadt, 27. April 1721 (Neg. 51766-51767)

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No. 5

Hochgeertister Juncker Vatter

1.    Ich zweiffle nit, Eß werde So wohl der Hochgeertiste J.r Vatter alß F.r Mutter

2.    die Heilige Fasten zeit ganz wohl und gesundt vollendet Haben, und folglich diße fröh-

3.    liche Osteren mit freüden genießen, welcheß ich auch So wohl dem Hochgeertisten

4.    J.r Vatteren alß Frauen Mutteren von Herzen wünsche und Erbitte von dem lieben

5.    Gott, auch zu ieder zeit mich Höchstenß erfreüen wirdt Solcheß zu vernemmen.

6.    Ich, Gott Seie Danck gesagt, bin ganz gesundt ausert daß zu zeiten kleine anstöß

7.    zu überwinden Seindt; Bei nebenß thun Bei unß Ser starck die fieber über

8.    Handt nemmen iedoch nit also geferliche ec.

9.    nun weilen ich dafür Halte, alß werde dißeß daß lestere Sein, So Ich vor der ab-

10.reiß von Sarganß meinen liebsten Eltern werdt überschicken können, und zu

11.gleich Herbei nachet daß mihr shon so lang erwartete und angeneme Fest der

12.Heiligisten treifaltigkeit, Hab ich nit ermanglen wöllen meine frudt zu vergröseren

13.mein hochgeertiste liebste Eltern demütigist darzu zu laden, und wollte Gott, Ich

14.wäre so glückseelig wie vil andere, die mit mihr daß Erste und in der zahl ölft Heilige

15.meß-opfer dem grosen Gott werden auf opfferen, daß Sage ich, daß auch ich also glück-

16.Seelig, und mit dem Himlischen Engel-brodt speisen kundte die Jenige, welche mich So

17.lange zeit mit der leiblichen speiß Ernenet Haben, waß wurde diß nit mihr für Ein

18.freüdt Sein, ia meinen liebsten Eltern für Ein groser trost ! aber wan Solcheß

19.nit geschiehet, wem ist die schuldt Bei zu meßen alß Eben der weite der orthen, welche

20.mich So weit Entfernet von meinen liebsten Eltern und vielleicht noch vil weiter

21.Entfernen wirdt. allein will ich mich doch möglichister maßen befleisen in meiner

22.gemüths-Einbildung also lebHafft Sie, die Hochgeertiste Elteren mihr vorzustellen in der

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1.    Capell deß Hl. Francisci Xavery, alwo ich werdt die Erste meß leßen, alß wan Sie

2.    persöndlich gegenwertig Sein würden. Bitte demnach auch ganz kindtlich, daß man

3.    meiner vor und Sonderbar an Selben Tag in dem hl. gebett nit wölle vergeßen, damit

4.    ich desto vollmomner auch würtiger dißeß hl. werck verichten möge. Alß Assistenten

5.    werdt ich Einladen den Thum[?] Herren Pfister[?] zu Constanz oder ChorHerren zu münster,

6.    weilen aber Ebenfalß keintwederer wirdt Erscheinen können, So wirdt an Ihrer statt mihr

7.    die gnadt und liebe erweisen mein K. P. Professor Pauly Zetl die Ministranten werden

8.    Sein Magister Ludovicus Schumacher der mit mihr in den Noviciat gezogen und Magister Igna-

9.    thius Amrhyn. Hätte den Pater Regens P. Joseph Reder für Ein Assistenten Eingeladen, wan mihr

10.nit Ein anderer, der mihr im alter vorgeht, wäre vorkommen, und Hierin falß alleß Sein

11.ordnung Hat.

12.Ich Hoffe die Hochgeertiste F.r mutter werde Eß mihr nit für unguth aufnemmen, daß ich nit, wie

13.mein schuldigkeit erforderet, mit Einem Eigenen schreiben aufwarte, maßen Ihro wohl Bekandt

14.wie Hart Eß mit den Briefen Hergehet, auch gar wohl verstehn wirdt, daß waß Ich dem

15.Hochgeertisten J.r Vatter überschreibe, Einiger maßen auch Ihro vermeinet Seie.

16.Demnach wollte Ich auch gern dem Hr. Bruder Franz Joseph geschriben Haben, Ihne

17.Sambt der Schwester Ma. Elisabeth freüntlichist Eingeladen Haben zu Eben dißen Ersten

18.hl. meß-opfer, womit ich Hoffte. Das Sie auß Eben gemelter ursach mich für entschul-

19.diget halten wurden. allein geduncket Eß mich daß der Hochgeertiste J.r Vatter

20.den Herrn Bruder, weilen Er ohne dis keine gar gose geschefft wirdt zu versaumen

21.Haben, gar füglich schicken konte, und wehnigist Er mihr iene freüdt in etwas ersezen, welche

22.Ich von meinen Hochgeertisten Eltern nit wirdt hoffen dörffen. zu deme konte Er mit dißer

23.gelegenheit auch daß teüschlandt Sehen, nach dem Er franckreich und welschlandt erfahren,

24.will Hoffen, er werde an dem vorabendt deß Fest allhier Sich begrießen laßen.

25.Daß schreiben So der Hochgeertiste J.r Vatter den 10 Hornung geschriben, Hab ich ganz recht

26.Empfangen den 20 Merzen. allhier ist man sehr behutsam wegen der reisenten, werden

27.von Einem neüen Türcken krieg will mann allhier vergwist Sein, da Herengegen die Sach

28.mit den UnCatholischen völlig Solle beigelegt und zur ruhe gethan Sein. Sonsten weiß ich

29.dismahlß nichß neüeß, als das der Magister Joseph Balthasar zu lucern gestorben, und Sein

30.Erste meß Hoffentlich in dem himel gehalten ec. Befilche Hiermit in die Vätterliche gnaden

31.verbleibe

Ingolstatt 27 April 1721

meineß Hochgeertisten J.r Vatteren

Getreüister Sohn Philipp. Segesser. S.J.

Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Ingolstadt, 8. Juli 1721 (Neg. 51768-51769)

 

Neg. 51768

PA 437/585

No. 6

Hochgeertister Juncker Vatter

1.    das den 10 May an mich gegebneß und Vätterlicheß liebwertiste Schreiben Hab ich den

2.    zweiten Juny ganz recht erhalten. das ich aber nit ehnder geantwortet, mich deßen Be-

3.    dancket, Seint ursach underschidliche geschefft, welche mihr diße zeit Her zu verichten ge-

4.    west; theilß auch, weilen Ich die abreiß nacher Lucern Hab erwarten wöllen. weilen

5.    ich demnach aniezo nit zweiffle, daß Selbe glücklichist werde vollzogen Sein, So Hab

6.    Ich zu dißer glücklichen hinderlegten weg reiß und Erwünste ankunft zu lucern von

7.    Herzen glück wünschen wöllen, und wünsche das man allerSeitß mit Eben Solcher gesundheit

8.    als wie zu Sarganß den verenterten lufft Erfahren möge, dahin Sonder Bar zeit deß

9.    reisen und auch hinfür an, mein gebett und hl. meß-opfer verichtet worden, und auch

10.Hinfüran allzeit wirdt verichtet werden.

11.Weilen auch nechst kommente täg Einfallet daß Fest deß hl. Henrich alß namens tag meineß

12.Hochgeertisten J.r Vatteren Hab ich nit wollen Ermanglen laßen mein kindtliche pflicht Bei zutragen

13.und gleich den übrigen geschwistrigen meines Hochgeertisten J.r Vatteren Herzlichen glückwunsch

14.abstatten, der güttige Gott wölle meinen liebsten J.r Vatteren nach Selbst eignem verlangen,

15.zu trost aber der Seinigen noch vil Jahr in guter gesundheit dißen hl. namenß tag Erleben

16.laßen, welcheß damit Eß desto gewißer geschehen möge, wirdt Ich neben gewohnlichen ge-

17.Bett und guten wercken Sex hl. meßen zu der Intention meineß Hochgeertisten J.r Vatteren

18.leßen. Bitte gleich wohl mit dißer geistlichen anbindung verlieb zu nemmen, waß mehrers

19.und anständigereß will ich den anderen geschwistrigen und befreünten überlaßen zu thun.

20.Daß innerhalb So kurzer zeit die geistliche Frauen Schwesteren meiner Frauen mutter

21.von Gott zu den himlischen freüden Seindt Beruffen worden, will ich weiter kein leidt klagen,

22.weilen ich wohl weiß, wie das man Sich gar wohl weiß in den willen Gotteß zu ergeben, ohne

23.deßen weisiste anordnung oder göttliche zu laßung auch daß mindiste nit geschichet. Zu

24.deme wünste auch also glückSeelig zu Sein, von Gott in den himmel auf baldiste ge-

25.ruffen zu werden, damit Ich Ihne nit mehr in dißem leben Beleidigte, dort aber

26.Ebiglich lieben kunte. Ich Hab So wohl für Sie als für mein Patrino Hochwürtigisten

Neg. 51769

1.    Herrn Ertz priestern Seeliglicher gedechtnuß daß hl. meß opfer in Sonderheit aufgeopferet.

2.    die hl. meßen So ich der F.r mutter an ihrem Namenß Fest geschenchet, wirdt ich mit nechsten

3.    auch leßen, darz wirdt vonöthen Sein, das Ihro Beliebe die intention oder meinung zu

4.    machen. In übrigen wirdt mich erfreühen zu vernemen das die reiß glücklich abgeloffen,

5.    alleß in guther gesundheit Sich befinde. Ich glaub daß dißeß schreibenfast daß vor-

6.    leste Sein werde, welcheß ich vor dem tentionath[?] wirdt überschicken, und wan die

7.    F.r Schwester eine gelegenheit Haben kunte eine Brief, die etwan Ihro zugeschicht worden

8.    und an mich gehören, noch vor dem Selben zu überschichen, wurde villeicht vil ratsammer

9.    Seindt, allein der Hochgeertiste J.r Vatter wölle Sein Selbst eigneß gutachten darbei Beob-

10.achten. Under deßen Befilche ich mich nebst kindtlichen gruß an die Hochge. F.r

11.mutter, auch liebsten geschwistrigen in die alzeit groß erfahrne Vätterliche günsten und

12.gnaden verbleib

meineß Hochgeertisten Junckeren Vatteren

Getreüister Sohn Philip. Segesser. S.J.

Ingolstadt den 8. July 1721.

Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Ingolstadt, 23. August 1721 (Neg. 51770-51771)