Neg. 51780
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No. 13
WohlEdl Gebohrener Gestrenger Junckher Vatter
1. Eß wäre freilich schon neülich meine Schuldigkeit geweßen meinen liebsten
2. Elteren Ein fröhlich-glückseeligiste österliche zeit anzuwünschen, wurde auch Selbeß ge-
3. wißlich nit versaumbt Haben, wan ich nit den lux, wie da mahlen mihr der gestrenge
4. J.r Vatter geschriben, allhier erwartet Hätte. da Er aber Bis dato Sich nit Hat eingefunden,
5. Hab ich, die zeit nit gar alle zu verliehren, meine kindtliche pflicht mit gegenwertigen
6. Erstatten wollen. und gleich wie ich Hoffe, das mein gestrenger J.r Vatter und liebste F.r
7. mutter die hl. Fasten-zeit mit grösten verdiensten und Bester gesundheit werden Hinderleget
8. Haben; also werden Sie in gleichmeßigen wohlstandt diße fröhliche Osterzeitangefangen
9. fortsezen, und noch will der gleichen in Bester gesundheit genießen können, welcheß
10.der einzige wunsch ist, den ich mich zu Bewerckstelligen Befleise in meinem täglichen
11.hl. meßopfer und anderen geistlichen übungen.
12.Hoffe der gestrenge J.r Vatter werde daß lestere Empfangen Haben von R. P. Procuratore
13.in welchem ich Berichtet, das mit dem übermachten geldt ein ganz richtige anstalt, und
14.richtigkeit gemacht worden. für welcheß alleß ich nochmahlen schuldigen danckh Sage, ge-
15.wißlich wirdt ich ein solcher gnadt und Vätterlichen wohlgewogenheit auch in einer
16.anderen welt nit vergeßen, So fern ich Solte also glückseelig Seinund die gnadt
17.von dem grosen Gott Haben ein tauglicheß instrument abzugeben die in den tieffen
18.finsternusen deß unglaubens zu der wahren Catholischen kirchen zu Bereden, oder weh-
19.nigist die Bekerte in dem wahren glauben zu erhalten.
20.dan ich vernimme von Rom,
21.das Eine RP Procuratores aus Indien ankommen, welche Sonderbar aus unserer Provinz
22.Missionarios verlangen verlangen, und villeicht Eben die ienige Seint dennen Gott beliebig mich
23.zu überlifferen, welcheß gewißlich kein gröseren trost mihr Seint kunte, als man
24.entlichen mein schon lang gehabte Begirdt annoch in der zeit Solte erfüllet werden.
25.würde auch, So dißeß solte geschehen der Appenzeller Lux mit unrecht ankomen,
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1. damit ich Ihme etwan ein schlechteß angedenckhen von mihr meinen Hochgeertisten liebsten
2. Elteren und Befreünten zu überlifferen, anvertrauen kunte, und engegen der gleichen
3. durch Ihme von meinen gestrengen J.r Vatteren Empfangen. man mus aber, da ich dißeß
4. schreibe nit vermeinen, als wan Es mihr schon angesagt worden, diße so erfreüliche zeittung,
5. wünschen tue ich Eß, ob aber dißer mein wunsch werde erfüllet werden, mus von Rom erwartet werden, zu dessen gehorsam ich mich ia erst neülich durch das vierte gelübt
6. Sonderß Eifferig verbunden Hab. gewißlich Solt Es geschechen, geschichtet Eß aus Sonderer
7. anordnung Gotteß, deme ich alleß heimstelle.
8. wan etwan kein andereß Bedencken, Bitte ich den gestrengen J.r Vatteren, Er möchte mihr ein
9. kurze relation geben wegen dem verwirten Handel, So zwischen Rom und der Statt lucern Sicher
10.eignet, Eß ist allhier der rede So vil, das man nit weiß, was zu glauben, die Bei mihr und anderen
11.nichß als grose Sorgfalterweckhen. man Sagt auch das der Papst das Jubilaeüm Ihnen Solle
12.versagt Haben neben anderen noch schwereren antrohungen ec.
13. Bei nebens, wie wohl wir Hier die schönste frühlings-zeit Haben, So schlaget das treit täglich
14.aus theils aus ursach, weilen der lange winter den Samen völlig an vilen orthen, Sonder-
15.bar, wo die Sonnen etwas späthers Ihre Hiz ergießet, vertruckh, und gar nicht aufgehet,
16.also vonöthen das landt nit öd zu laßen, an Ser vil orthen die äckher mit Somer treit auf Ein
17.neüeß angebauht werden. theils auch weilen die bestendige hiz ohne undermischung
18.Eineß regens die Sämen und andereß nit laßet in die Höche steiget. Beforchtet man hiermit
19.eine teürung. zu dem laßen auch allhier die hizige fieber und Bedeckhen noch nit
20.nach, wie wohlen Sie nit So starckh mehr anhalten.
21.Hoffe, Es werde Beßer in meinem Vatterland stehn, So der allgütige Gott fehrnerß
22.under Seinen göttlichen schuz in Bestem fridt und Seegen erhalten wölle. Befilche
23.mich demnach demütigist in die Vätterliche alzeit Best-erfahrne hulden und gnaden,
24.und nebst kindtlicher Empfellung meiner liebsten Frauen mutteren verbleibe
25.Neüburg an der Donau 8 May 1726
WohlEdl Gebohrnen Gestrengen Junckern Vatteren
getreüister Sohn
Philippus Segesser Soc. Jesu
Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Neuburg an der Donau 30. Juli 1726 (Neg. 51782-51783)
Neg. 51782
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No. 14
WohlEdl Gebohrner Gestrenger Junckher Vatter
1. Ich Hab zwar das den 24 verfloßneß an mich gegebeneß den 6 dißeß ganz recht
2. erhalten; ist mihr zugleich auch eingehendiget worden das den 23 May überschichteß schreiben. Beide
3. aber wider alleß meinvermutten und meinem wunsch und Hoffnung aufgesezt, aus welchen ich
4. ganz wohl abnime, woher kommen, das ich zu meinem zill auch dißmahl nit gelangen, Sonder
5. wider den mihr überschichten willen und zusag Adu R. P. Generalis, deme auch vormahl R. P.
6. Provincialis ganz nit zu wider war, iezundt nichs desto wehniger allhier zu verbleiben be-
7. felchet wirdt. mus Eß annemen von der Handt Gotteß, und Ihme das ienige schenckhen, welcheß mihr
8. schwerer fallet, als alleß, was ich BisHero in der Societet Beschwerlicheß ausgestanden, maßen
9. ich von dem ienigen zill abgehalten, nach welchen ich allzeit getrachtet Hab, und auch noch ge-
10.langen wirdt. Hab Beinebens geglaubt, das meine Hochgeertiste Elteren Sich für glückseelig wurden
11.geschezet Haben Ein kindt gebohren zu Haben, welcheß in muth und Herz dennen vorElteren nachamhete,
12.und zwar um desto mehr, weil Solcheß nit Ein zeitlicher zergenhlicher ruhen, Sonder die Ehr
13.Gotteß, deme die liebste Elteren schon vorhin Ihr kindt geschenckt, daß Heil So viler in gefahr stehen-
14.ter Seelen deß Ebigen undergangß Betriffet. freilich kan man auch in Europa gelegenheit
15.finden und arbeith, wie ich ganz wohl erfahre, guthß zu thun. Eß Seindt aber dero mitthelffer vill
16.dorten aber der gröste abgang warumb aber just ich ? will Gott mich darzu Beruffen, Sonsten
17.ich Eß wohl wurdt stehn laßen. Aber wie gesagt, Gott geschenckht. In übrigen weilen nechst
18.komenter Montag Einfalt daß Fest deß Hl. Kaisers Henricy als angenembster Namenstag meines
19.Gestrengen Junckheren Vatteren, Hab ich mit dißer gelegenheit meine kindtliche pflicht abstatten
20.wollen durch dißeß schreiben; welcheß ganz wohl Hatte geschechen können müntlich, wan meine reis
21.wäre fort gangen. Und Hiermit Ihro gestrengen Junckeren Vatteren alles glückh und Seegen
22.nebst viler nachfolgenten der gleichen tägen anwünschen wollen, damit der Hochgeertiste J.r Vatter
23.in bester gesundheit zu grösten trost der gestrengen Frauen mutteren und übriger Hocher ver-
24.wandtschaft der gleichen täg celebrieren und Erleben mögen. Wirdt demnach auch gemes
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1. meiner pflicht Bei Gott instendig anhalten, damit Er mein Best meinenten wunsch mit Seinem
2. Allmögenten Seegen Bekrefftigen wölle. Biete Hiermit Ihro gestrengen Herren Vatteren B. hln. Meßen
3. für ein bindtband demütig an zu Selbst eigner meinung, mit Bitt diße nebst anderen guten
4. werckhen mit Belieben anzunemen und Ihnen gefallen zu laßen. Hoffe, Es werden die übrige ge-
5. schwistrige das ienige Bester maßen ersezen, waß in meinen krefften nit ist. an die gestrenge F.r
6. mutter Bitte ich Ein demütigen befelch abzulegen. Befilche mich Hiermit in die Vätterliche
7. günsten und gnaden nebst schuldigist erstatten dancksagung der So vil Empfangenen guthaten ec.
8. Neüburg an der Donau 30 July 1726
WohlEdl Gebohrnen Gestrengen Junckeren Vatteren
Getreüister Sohn
Philippus Segesser Soc. Jesu
Brief an die Mutter Maria Catharina Segesser, geb. Rusconi. Hochdorf, 16. Oktober 1727 (Neg. 51784-51785)
Neg. 51784
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No. 15
Hochgeerte Frau mutter
meinen Hochgeerten J.r Vatteren Eine demütigiste Empfellung.
1. Gott Seie lob, So bald ich Hinweg geritten, Hab ich mich beßer be-
2. funden, also das ich ganz guth Beim Herren Bruderen angelangt, und
3. mich mit Einer Suppen in etwaß erholt. Hab auch zu nachts mit appedit
4. geeßen, das ich mich Selbsten verwunderet, der schlaff ist auch nit ab-
5. gangen bis nach zwei uhr. iedoch ist mihr Heüth morgen nach einer kleinen
6. lazier, die villeicht von dem verordneten pulver, welcheß ich vor dem
7. schlaff genommen, Herkommen, nit mehr So wohl, als wie gestern abendtß,
8. Sonder vermerckhe mehrmahlen den widerwillen gegen dennen speisen, als
9. wie gestern. Glaube aber, das das abscheiden von meinen lieben Elteren
10.auch waß verursachet Habe, ich aber nit Hab vermercken wollen laßen, und
11.Sie villeicht Beherzter als ich geweßen.
12.Der Herr Chorher Entschuldiget Sich in allweg wegen dem pfert,
13.aus ursach, weilen Here schuldheiß Balthasar zu vor Ihme geschriben,
14.das Er mit Ihme auf wangen, Rietweil und Sanct Urban den 20.ten dißeß
15.reise. Hoffe Hiermit, die F.r mutter, und ich werdens gar nit für übel
16.nemmen, das Er Eß nit Habe schicken können. ist Ihm bei nebens nit gar
17.recht, wie ichß vermercke, das wir den Joseph zu ruck geschickt Haben.
18.wan die F.r mutter Ihme schreibet, So wölle Sie Ihme überschreiben, daß
19.ich den anbolchenen Cohum[?] nach begehren überlifferen werde.
20.Betreffent die pfert, So wir mit uns genommen, Seint Sie in warheit
21.schlecht genug, will doch bei dißem guthen wetter die zeit nit versaumen,
22.Sonder mich beschleinigen, So weit ich kan, und Solte ich Sehen, das Eß
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1. nit guth thüe, So will ich den alten krumenacher morgen zu zürich Er-
2. warten, und von dannen neüe pfert bis auf constanz nemmen. maßen die
3. Heütige und morgige reis So weit nit gehet, den studenten aber mit den
4. pleßierten pferten zuruck schicken.
5. Eß ist ganz recht geschechen, das ich vor deß R. P. Rectoris ankunfft Hinweg
6. gereißet, Sonsten Er Hätt meinen können, als Hätte ich was andereß gesuchet ec.
7. die alte magt der Herren Bruderen ist auch in dem bett gelegen, da ich
8. gester ankomen, der Herr bruder hat mihr gesagt, Sie Hab hinweg wollen,
9. Er aber laße Sie under der zeit nit gern hinweg, wie wohl Sie schier nichß
10.mehr thun können, weilen Ihro die krefften starck manglen. Ec.
11.Sage mit Ein demütigisten danckh um Empfangne gnaden, reichliche
12.schanckgaben Vätterlichen und Mütterlichen Sorgfalt, für schwesterliche best
13.meinente gewogenheit, nebst demütigister abbitt gemachter unkösten
14.und ungelegenheit, wie auch fehrnere wolgewogenheit, verbleibent
15.Hoffteren 16 oct 1727. wan der herr bruder heüt nit Hätt mießen schäfft
16.Einemmen, Hätt der bott uns nit mehr angetroffen ec.
meiner Hochgeertisten F.r mutteren
getreüister Sohn
Philipp.
1. P.S. Dennen Jungfrauen Schwesteren Empfille mich
2. in Ihr hl. gebett. Dem Francisca Sage ich
3. danckh und Behüt Gott, wans gester nit geschechen ec.
4. Es wirdt die danckbarkeit in dem hl. meßopfer
5. zugewärten haben.
Brief an den Vater Heinrich Ludwig Segesser II. Konstanz, 19. Oktober 1727 (Neg. 51786-51787)
Neg. 51786
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No. 16
Hoch WohlEdl. Gebohrner Gestrenger Junckher Vatter
1. Bei der zuruckreiß deß krumenacherß meineß geweßten Discipels Berichte
2. Ich den gestrengen Junckher Vattern kürzlich, das ich Entlichen allhier zu Constanz den
3. 19.ten das ist, nach fünff tägen Seie angelangt ohne merckliche Beschwernus, ausert daß ich
4. bis Hin kein appetit gehabt noch weder zu Eßen, oder zu trincken. Hoffe iedoch, Es werde nach und nach Sich Beßeren. die F.r Schwester zu Hermetschwill Siehet zwar
5. übel aus, iedoch ist Sie von der kranckheit Erlediget, bin aldorten über nacht verbliben,
6. von dannen nacher Baden gereiset, auf welchem weg der Harz-mantel mihr Sein dienst
7. geleistet, wan wir auf zürich zugeriten wären, Hätten wir um vil widerumb zu ruck
8. und den underen Ezel besteigen miesen, zu deme Habe ich alle tag orth angetroffen,
9. wo ich daß hl. meß-opfer komentlich Hab verichten können. bin iedannoch nit auf
10.schaffhausen zu, Sonder anderthalb stund darvon nacher Rheinau gereiset um alldorten
11.meß zuleßen. der Herr Vatter Rusconi Hat mihr Ser dinstwillig aufgewartet, und Ein
12.von dem Herren Praelaten Selbsten angehalten worden Bei Ihme das mittagmahl, bei welchem
13.ich aber nichß Eßen kunte, zunemmen, Hat auch um zwei stund das Selbe früher ange-
14.schafft, damit Er mich nit von der übrigen reis versaumete. weil ich aber Sahe, das ich
15.mit unseren roßen Selben tag nit nacher Constanz komen könnte, Hab mich auf
16.anweisung Herren Praelaten durch die Cartaus auf Härderen Begeben, und alldorten
17.den anderen Herren Vatteren Rusconi freüntlichist angetroffen, welcher Heüt früh auf Eine
18.stund mihr das geleid gegeben, und auf den rechten weg geleittet. Am freitag zu nachs
19.waren wir in Einem luterischen oder Calvinischen dorff, Raffß mit Namen, übernacht,
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1. weilen das roß, So der Discipel geritten Sich zu Einem stall gestelt, und mit gewalt
2. nit möchte hinweg getriben werden, also, daß der reüter vom pfert mieste absteigen.
3. Eß ware aber auch ohne deme schon zimlich finster, zu Reinau Hatt der diener und
4. pfert in der statt im wirzHaus gezehret, weilen ich nit ??gesinnet war in dem
5. Closter mich zu verweilen, und deßentwegen mit fleiß zu vor alldorten abgestigen.
6. Eß Hätte der diener Heüt nach mitag schon widerumb können zuruckh kehren, allein Haben
7. die roß nötig auszurasten, die zu vor schon zimlich mied waren, der krumenacher wäre
8. Ser gern mit mihr gereiset, allein ist er dißeß Handwercks noch nit erfahren, gehet
9. auch zimlich langsam mit Seinen rossen zu, bin also gesinnet morgen nach mittag
10.mich nacher marckdorff zu begeben, um alldorten am zinstag früh die post zunemmen,
11.auf das ich am mittwochen zu mittag zu mindelheim Eintreffe, ich glaub, ich komme
12.ringer dardurch, als wan ich eigen pfert hin und wider verköste.
13.Eß hatt zwar der gestrenge J.r Vatter die pfert, und verzehrung auf dem heimweg
14.deroSelben, wollen übersich nemmen, allein weilen der Discipel kein geld nit bei Sich
15.Hatte, under deßen Sich und die roß zu verkösten, Hab ich Ihme trei thaler, wie Er
16.zu Haus pactieret für trei täg zu ruck gegeben, und weilen wir mehr dan die ge-
17.wohnliche zeit auf der reiß geweßen, Hab ich die pfert und diener für zwei täg
18.auch bezahlet, also in allem trei thaler und trei gulden gegeben. Er Soll aber den
19.Sattel und schwarze Sattel-Deck zu Haus überlifferen. Ich befilche mich underdeßen
20.nebst schuldigisten danck für So Vätterliche günsten und gnaden fehrnerß demütigist
21.in die best Erfahrne hulden, will nach der reiß völligen bericht Erstatten. Constanz
22.19 octob. 1727
meineß HochWohlEdlgebohrnen gestrengen J.r Vattern
getreüister Sohn
Philippy Segesser. S.J.
1. P.S. der F.r mutter demütigiste Empfellung
2. wie auch den übrigen lieben geschwistrigen ec.
3. der Bott ist für die truchen bezalt.
Brief an die Mutter Maria Catharina Segesser, geb. Rusconi. Ellwangen, 17. Dezember 1727 (Neg. 51788-51789)
Neg. 51788
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No. 17
HochWohlGebohrne Frau mutter ec.
1. Hab nit wollen ermanglen laßen auch von weitem meine kindtliche pflicht zu Beobachten,
2. und auf das zukünfftige Fest der hl. Catharine, als auch der Frau mutter angenemisten Namens
3. tag alle ienige bestmeinente wünsch, und kindtlicheß anbinden, durch gegenwertigeß schreiben,
4. nit nur widerhollen, Sonder taußentmahl vertoppeln wollen. der güttige Gott gebe, das
5. alle wünsch Ihr krafft zu Selbst Eigner vergnügenheit, zu aller der unsrigen grösten
6. trost gewehren, und die F.r Mütter bis in die spate Jahr in Bester gesundheit Erhalten, zu
7. welchem zill und Endt Ich bekandter maßen mein wehnigeß bindband Beilege, glaube
8. die intention oder Selbst Eigenbeliebige meinung werde schon gemacht worden Sein, oder
9. aber baldist gemacht werden ec.
10.Hoffe, der gestrenge J.r Vatter, deme ich mich demütigist und kindtlich Empfellen
11.werde von tag zu tag die vorige krefften, und völlige gesundheit Erhalten Haben, welches
12.freilich ich wünsche Baldist zu vernemmen. Ich, Gott Seie Lob, Hab zwar Ein guthen
13.appetit zum Eßen, iedoch will der magen noch nit guth thun, Sonder ver mercke fast
14.alle zeit das trucken. Ich Hab ganz wohl die trucken (worin der wermuth, und agstein-
15.tincktur, So die F.r Schwester von Rotthausen mihr geschickt, gleichwohl Es auf den posten
16.tapfer gestoßen und gerumplet) mit mihr Her gepracht, weiß aber nit, wies ichs
17.prauchen Soll dan mit mit dem wermuth Hab ich niemahl was zu thun gehabt, weis also nit
18.ob mans früh oder spath, in was, und für was Solchen nemmen Soll. Von der agtstein-
19.tincktur schreibt die F.r Schwester im Zedel, Eß Seie die Selbe für vil guthe Sonderbar
20.für den schwindel, für was noch schreibet Sie nit. ich Hab vermeint Sie Seie auch guth für
21.das grimmen, wan man trei oder vier tropfen in Einer brie nimmet. Möchte Eine beßere
22.Erklärung Haben. Es wäre guth, wan ich mit allerhandt medicinen versehen wäre,
23.wurde dem armen bauren vol kröffters[?] welches aus mangel der Selbe [.?.] dahin stirbet, und
24.ich ihnen nit weiß zu helffen, gar wohl Bekommen. die trei brentewaßer, welche für
25.das Hizige fieber, möchte ich wohl auch wißen, maßen ichß vergeßen, wie vil iederlei underEinander und
26.wie vil nachmahl und wan dem krancken zu geben. die Erste person, So ich, wie ich Hoff,
27.in den himmel geschickt, ist Ein altes Bauren weib geweßen, welcheß auch Catharina geheißen.
28.dißer Seint mehr andere aus meine [.?.] landtschafften nachgefolgt, und ich Ihne an statt deß Pfar-
29.Herren ec.[?] dienen mus, weilen Sie keinen Haben ausert den stattpfarrer, So dem missionario
30.alleß überlaßet , was die arbeith betrifft. Diß Sorg[.?.] frißet mich als dan, wan ich nit
31.weitersoauf für ie mißion bin die lester so ich gehabt; und über fünff stund von Hier
32.in Ebnath ist zimlich schwer geweßen wegen dem Ser wilden wetter, in welchen ich Hab reißen
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1. miesen. auch den Sexten christmonath wirdt ich Eine mißion Halten zu Hochstatt in dem wirzburge-
2. rischen bisthumb, So mehrmal über fünff stundt von Hier auf die weichnacht-feirtäg wird ich
3. Ein andere Mission Halten in Gastzell So nur zwei stundt von Hier, da gibt Es für Ein Missio-
4. nario zu thun genug. bin ich zu Haus, So sindt wehnigist trei oder vier kinderlehren
5. auf den umliegenten dörfferen und Einer kirchen ausert der statt wochentlich zu versehen. und da ich
6. dis schreibe wirdt mihr Ein neüe Mission auf den treizehenten Christmonath angesagt auf Hoffen
7. über trei stundt von Hier. zu thun genug, wan nur nit zu vil. Es wäre vielleicht leichter ge-
8. weßen um Sex uhr den megthen predigen. das Beschwerlichiste Hier scheint zu Sein, weilen
9. ieder man von den Missionario was Haben will. ich bin vergangen auf der mission geweßen
10.und nach dem ich mein Mission in vier tägen vollendet, So Seint die Pfarherrn die eltern
11.derSelben, die geschwistrige, die köchin, der meßmer, die beambte in dem dorff kommen,
12.und vor Ein angedencken gebotten. wans So fort gehet, wirdt ich bald fertig Sein mit meinen
13.Sachen. die agnus Dei auf dem Bruch taugen mihr auch Ser wohl für die bauren kinder, Hätte nur
14.genug. geche auch mit dißen gesparsam umb. wan also dergleichen Sachen zu Händen kommen,
15.wan anderst ich in dißem ambt zu verbleiben Hab. neülich Hab ich Einen PfarHerren Ein
16.kleines geneiteß bildlein geschenckt, welcheß Er gleich in Sein geld kestlein zugesperth,
17.also wohl Hat Ihme gefallen.
18.Damit ich beßer versicheret bin wegen denen meßen, So ich versprochen, und zu gleich auch
19.Sie zu Haus, will ich mit dißer gelegenheit noch Einmahl anzeigen, damit ichß nit umsonsten lese,
20.und Sie die meinung in anfang deß monathß machen können. Für den J.r Vatteren und F.r mutteren wirdt
21.monatlich vier meßen, das ist zwei für den J.r Vatter und zwei für die F.r mutter lesen. Für den
22.J.r Bruder, für die F.r Schwester Barbara, für die Hermetschwill, Rotthausen, Jungfrau Maria Anna
23.und Jungfrau Elisabetha, welcher ich glückwünsche auf nechstkommenten mittwoch zu Ihrem namens tage,
24.und ihro nit vergeßen wirdt, wirdt ich iedeß monath Ein meß für Ein iedes in Sonderheit leßen,
25.[.?.] in etwas die Empfangne guthaten iederseitß vergelte, und dis so lang ich lebe, und meß
26.leßen kan.
27.Hier ist wohlfein zu leben, Ein gugelein oder hiendlein ist um trei oder vier creüzer aufhöchst
28.zu kauffen Ein par[?] dauben um Ein groschen, vier oder fünff creüzer; Ein Has um 14 oder 15 creüzer;
29.Ein gemeste gans um 20 creüzer; das wildpret ist auch um Ein leichten preis zu Haben, weis aber
30.nit, was Es kostet, weil hierum Ser vill. der weni ist auch nit theür, allein wie wohl Er weiser, ist Er
31.doch nit aus J.r Vatters keller, Sonder Er ist fast wie Ein waßer dargegen. Hätte ich uns bis welchen, Sonder-
32.bar auf der Mission ein weise flasche: aber ich mus Enden befilche mich demütigist in die mütterliche
33.Hulden verbleib
Ellwang 17 christmonath 1727
Hochwohlgebohrne ec. F.r muttern
getreüister Sohn
Philipp Segesser. Soc. Jesu.
1. P.S. Dem Francisca will ich auch iährlich zwei meßen lesen.
1. dißeß schreiben ist das tritte von meiner abreis, So ich nach Haus geschicht,
2. das Erste ware von Constanz durch den krumenacher. das andere von
3. Hier an den J.r Vatteren dem R.P. Hofprediger zugeschicht, dißeß
4. schicke ich an R.P. Mohr, wan beliebig, So bitte ich nur um Eine
5. zeile, ob die brief Eingehendiget worden oder nit. was die F.r
6. mutter wegen der gebett von mihr verlangt, ist schon geschechen und
7. wirdt künfftig hin weiters geschechen, fallet was anderes vor, So wölle
8. die F.r mutter durch Sich oder iemandt anderes mich berichten, auch zu wißen,
9. machen, So fern Eine verenderung zu lucern geschechen.
10.Hätte gern, wan der J.r Bruder, weils dem dem J.r Vatter zu schwer fallen würde,
11.bisweilen mihr schreibete, was zu lucern bassierte ec. ec. Deme mich Sonders
12.Empfelle ec.
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Ellwangen, 5. April 1729 (Neg. 51790)