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Neg. 51800

PA 437/585

No. 23

Praenobilis ac Strenue Dne Frater,

1.    will Hoffen, das vor Einiger zeit der Juncker Bruder einen Brieff, welcher mit der überschrifft zwar an

2.    den Junckeren Bruderen gestelt ware, in der Sach aber an die Frau mutter geschriben, und von Hier über Genua

3.    und Meiland überschickt worden, werde Empfangen Haben auch aus Selben verstanden, wo ich mich der-

4.    mahlen aufHalte, welches So wohl Ihnen zu Haus als mihr weiter Entfehrnet zum trost dienen wirdt.

5.    gester meldete Sich Bei mihr Ein abgedanckter Soldath an, welcher von S. Gallen vor einigen iahren

6.    catholisch worden, wie Er vorgibt, und Seine patenten [.?.], dißer, weil Er der spanischen sprach So

7.    wohl als ich bisdato kaum obenhin Erfahren, und folglich Seine notwendige bitt an gehörigen orthen nit

konte anbringen; Batte mich instendigist, das ich Ihme Ein Supplia möchte aufsezen,

8.     die Er dem Erz-

9.    bischoff, und dem könig konte überreichen dadurch Ein Rapport zu Erhalten, mit welchem Er Sicher-

10.er durch spanien reisen, und freigebigere Händ möchte antreffen. Sein weg wirdt Sein Ehe Er in Deüsch-

11.land reiset, nacher Compostell zu dem hl. Jacob. von dannen ware Er in willens auch die mutter

12.Gottes zu Einsidlen Heimzusuchen. welches mihr anlas gegeben, dißes briefflein Ihme zu geben, da-

13.mit Er Es von dannen nacher lucern schicken möchte, wan Er anderst nit Selbsten Solte nacher

14.lucern kommen. welches Er mihr auch versprochen. gedenckte Hiermit, kombt Er hin, ist guth, weilen

15.in abgang des lesten, (So Er nit Solte ankomen Sein) meiner liebsten F.r mutter, J.r Bruderen

16.auch andern liebsten geschwistrigen nachricht gegeben wirdt, wo ich mich dan iezund aufhalte.

17.nemblich dermahlen zimlich guth in dem Hospitio Indio zu Sevilia, welches Eigenthumblich für die

18.Indianische Missionarys auferbaut worden auf spanische art, das ist wie alles in der übrigen statt

19.zimlich altfrenkisch auf gottische weis. winsch Hiermit dißem briefflein das glück zu Haben eine

20.anzutreffen, welche ich in dißer welt glaublich nit mehr zu Sehen Bekome, wan anderst die reis

21.auf künfftiges Neües iahr Ihr fortgang Haben wirdt, wie wir deßen jüngsthin Seint versicheret wird-

22.den.. in allem werden Missionary zu Sammen kommen 90 und was darüber; aud welchem zuErachten

23.was für Ein Enges meßen Es sein werde So vil in zwei oder trei schiffen nebst anderen frembd-

24.lingen, schiffleüten, officierèn, Soldaten, kauffmansgütteren und Unserer auch nit geringer

25.pagace ec. bei Samen zu wohnen. Gott behütte uns alle nach Seinem göttlichen willen. Möchte winschen

26.die gelegenheit zu Haben, oder versicheret zu Sein, das dißer man, deme ich den brieff vertraue,

27.gewißlich nacher lucern kommen würde, Hatte allhier schon Ein und das andere, welches der J.r

28.Bruder gern Sehen und Haben würde, allein ist nit zu trauen, weis Gott, wan Er ankomet, wie

29.lang Sich Eines bettlers reis verziehet. Wir Haben Hier Ein schönen garten wohl besezt mit citero-

30.nen und Bumeranzen Bäüm fast in der gröse als bei uns Birn und Höchere apfelBäum

31.an welchen die früchten wie die trauben Hangen, fangen auch an allgemach zu zeitigen. trauben

32. die iezund Sich allgemach Endigen Hab ich auf dißer reis bis dahin So vil geEßen, das ich glaub

33.meiner lebtag So vil nit geßen zu Haben, dan Solche gegeben werden für die morgen Suppen

34.und zu mittag für Eine speis, Seint zimlich tief, iedoch ist der wein kein malvisier oder mosgatt

Neg. 51801

 

1.    wie man im vatterland als spanischen wein trincket, Sonder ist wie brandtwein auch dem geruch

2.    nach, darumben ich mich des waßers bediene, und kaum des tags Ein kleines gleßlein weins

3.    trincke. Hier ist Ein unleidentliche plag der spanischen mügcken, welche unsere Händ und ge-

4.    sichter also zerstechen zu nachs, das wir wie krezige oder raüdige aussehen. Darumben Hab

5.    ich meine fenster mit papier vermacht (: dan Hier keine gleßerne fenster, als gar Selten

6.    Eins von wallgleßer, deren auch ich Eins, quod rorùm est in nostro hospitio, in meinem zimer

7.    Hab, auch ganz alleindas Selbe bewohne, da doch andere mehrer miesen bei Samen Sein, auf weis

8.    wie wir zu Cadiz 6 bis Siben in einer schuel in dem Gymnasio als wie die Soldaten bei Sammen

9.    gewohnet.) damit also ich wehnigist zu nachs ruh Habe, Helff Gott ! wan wir Under offnem Himel

10.auf der reis zu nachs schlaffen oder ligen miesen. von der manier, weis und arth zu kochen bei

11.dennen spanieren wäre vil zu Sagen, allein glaube ich würde Ihnen das Eßen verleiden,

12.wan ich Solches ausführlich schreiben Solte. gester bin ich in das speis gewelb komen, da Hab ich

13.aller hand Sachen, die anderst wohin gehörten, neben den speiswahren angetroffen. Under

14.anderen lagen des kochen campel[?] wohl mit Haar Eingehült nechst Bei dem schmalz oder

15.wie Sie Sagen, Bei dem ancken, Hab auch andere Handwercks leüth fast alle auswendige, weil kein spanier

16.Sich würtiget, Solche dienst zu verichten, oder Etwas zu arbeiten, So gar der baur auf dem

17.feld wirdt Sein mantell bei dem pflug Haben, damit Er spanisch Sich aufführe, daher Sieht man

18.keinen ohne mantell, ausert der officier und Soldaten, über die gaßen gehn, villeicht aus ur-

19.Sach damit Sie die nasen darein stechken den geruch zu verhinderen, welcher durch die gaßen

20.vermerckt wirdt, So man durch die statt gehet, dan zu wißen aller unrath von dennen

21.Heüßeren geschittet wirdt und Herfließet aus abgang von dißer matery. die weiber

22.ziehen alle auf wie klosterfrauen auch die kinder mit Einem schwarzen schleier über den

23.kopf, tragen an dem rock, gleich wie Einige priester, Einen überaus langen schweiff, der Sich

24.gar schön waschet in dennen gemelten kodlachen, das ich mich nit genugsam verwunderen

25.kan, wie Sie So verschwenderisch mit ihren sonst meistens damastenen kleideren. miesen

26.Halt geld genug Haben, welcheß auch zu Erfahren, wan man was kauffen mus, dan Hier der

27.real de plata fast in dem wert wie der groschen im reich, obwohlen fünff real So vil

28.als Ein gulden machen, ist also Hier guth zu verkauffen, nit aber zu kauffen. Es ist Hier

29.annoch allzeit warm und um die mittag-zeit nit guth auszugehn,wie wohl auch zur anderer

30.zeit ich wehnig lust Hab mich auf der gaßen Sehen zu laßen. verwichne täg Hab ich dem Erz-

31.bischoff aufgewartet, und um verlaubnus angehalten Beicht zu hören, weil Einige teüsche Haben

32.Beichten wöllen, ist Ser gnedig und Höfflich gegen mihr geweßen, und ohne weiteres examen

1.    welcheß Er sonsten nit pfleget, Hat Er mihr und noch Einem anderen Pater

2.    die Erlaubnus Ertheilet. ausert köstlichen gemahl, Silber und gold

3.    Hab ich hier nichs rahres gesehen.

4.    Ich hoffe Es werde die F.r mutter wohl auf und getröst Sein, wie

5.    auch alle andere liebe angehörige. wie gewohnet Sich die F.r

6.    schwester Maria Anna. ist die freüle schwester Elisabeth widerumb

7.    gesund, waß passiert sonsten Neües ? ist der Pater Hoffprediger

8.    annoch zu lucern, was gibt sonst für neüe dispositionen ?

9.    wie lebt die F.r schwester Maria Barbara ? Der Herr Bruder

10.zu Hochdorff ec. schreibe mihr der J.r Bruder und attressiere

11.den brieff wie gemeldet, [.?.] an den Pater Petrum

12.Franciscum Tambini Procuratorem Missionum Indicarum ec.

13.nacher Genua, und werde den Selben nach gelegenheit

14.Erhalten und ienen trost Erfahren, den ich verhoffe aus

15.dem liebwertisten schreiben zu Entbinden, an die F.r

16.mutter, Frn. geliebten caeterisys oby salutem plurinam.

17.Hette Es schier vergeßen, qui vivit Nepotulus ?

18.Comeado Dne[?] in favores pristinos muneòys

Hispali 18octobris id est festo S. Luco 1729

Praenob. Ac Strenui D. Fratris

Frater addictissimo

Philippus Segesser.

1.    überlesen kan ich nit mehr, wan

2.    ich gefelt, gedenckt halt ich seie

3.    Halb spanisch.

 

Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Sevilla, 26. Dezember 1729 (Neg. 51816-51817)

 

Neg. 51803

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No. 12

Hochwohlgebohrne Frau mutter ec.                                                                 Sevilla 1. May 1730

 

1.    den Brieff, So die Frau mutter mutmaßlich um den 12 Hornung Herumb in dißem iahr wirdt

2.    geschriben Haben, Hab ich den 9 April, und also später als Sonsten Empfangen, in deme mihr Sonsten

3.    die Brieff fast inerthalb Eines monaths Seindt gelifferet worden. So ware auch Beiligent

4.    Eingeschloßen Ein anderer von dem Pater Burckhardt thumbprediger zu Constans, iedoch also

5.    das die Brieff aus dem copert Herausgenomen worden ohne verlezung des Sigils zwar, ie-

6.    dannoch Seint die Ihnere ehren aufgerißen worden, und also mihr überlifferet worden.

7.    was mus geschechen Sein, weis Es der liebe gott, möchte wünschen zu Erfahren, wem Erstens

8.    die brieff übergeben worden, in welchen nichs geschriben geweßen, So iemand Ein nachtheil

9.    machen konte. warumb ich aber diße antwort bis auf Heütigen tag verschoben, ist deßen die ur-

10.sach, weilen ich Ein anderes schreiben von dem J.r Bruder Erwarten, mithin Beiden durch diße

11.gelegenheit zu Begegnen, Sonderlich weil ich verhoffe Ein neüe gelegenheit zu Erfahren,

12.durch welche ich die Brieff zu Empfangen würd Haben, und gleichfals Selber antwort zu ruck

13.schicken konnte; verhoffte auch in Eben Selben Etwas von dem Seeligen De Anses zu Erhalten, wie

14.mihr die F.r mutter versprochen, und aus dem lesteren abzunemen geweßen. allein Hab ich dißer

15.zeit Her kein schreiben Empfangen, warte also mit grosem verlangen Eine antwort, da ich under-

16.deßen Heüt (das ist, an ienen tag, an welchem Hoffentlich meiner zu Haus ist gedencket worden, ich

17.aber ganz ruhig unbemiesiget wegen dennen Visiten in meinem zimmer sitze,) das von der Frau

18.mutter, wie oben gemeldet, Beantworte. Ich hoffe gleichfals, das die Frau mutter Samb allen

19.lieben angehörigen die verwichne Fasten-zeit gesund und verdienstlich werde hinderleget Haben,

20.und nun mehr nach Osteren ganz gesund und wohlauf Sein, Sonderbar werden auch Hoffentlich

21.die Beschwerliche catharre nachgelaßen Haben. Es dißes Ein allgemeines übel auch allhier

22.geweßen, und bin ich allein zum leichtisten darvon kommen, Hab auch nit lenger als zwei tag

23.Solche gehabt, weil ich Solcher durch kein anders mittel, als Enthaltung des weins und speisen ab-

24.geholffen, die Hiz, So gemeiniglich darbei war, mit waßer vertriben. da andere mit fleisch-

25.Eßen zur zeit der Fasten, und medicinieren nur Solche vermehret Haben. ist auch underdeßen

26.Ein missionarius Ein welscher von Rom, Antinelli mit Namen, Etwan neünzehn iahr alt, der Erst

27.vor anderthalb iahren aus dem Noviciat kommen an Einer Solchen steck catharen gestorben in

28.unserem hospicio, Hätte Sollen mit mihr in mexico reisen, wan nit Ihne der himmel zu vor

29.Hatte Haben wollen. Ein medicusallhier Hat diße catharen-kranckheit vorgesagt, wie Erfolget

1.    an, also das von dem volck nach weder der christen noch die leviten, noch Einige ministrant ge-

2.    sehen werden ausert treien ministranten welche die tiecher über die ander Heraus Halten. wan

3.    der Priester das Gloria in Excelsio anfangt zu Singen, da werden die tiecher auf einmahl auf die

4.    Seiten geraumbt, und Erscheinet Ein schöner ornat mit vilen lichteren, vor dem gewölb Herab

5.    weßen Sie underschidliche papirene bilder und Ein ganzes geschwader der vöglen und schwal-

6.    men, an deren schweiffen under schidliche geringe bender auch von papier ausgeschnitzlete riem-

7.    lein angebunden, und Hiermit mehr gelechter mit ihren Herumbfliegen in der kirchen als andacht

8.    verursachen, Sonders Bei dennen Buben, welche Sie zu fangen trachten. zu osteren wartete ich

9.    auf die osterEyer, aber da in spanien wusten Sie nichs darvon, Sezte mich deßentwegen nider, und man hete

10.Einige, welche die spanier ihnen nit genug Bewunderen konten, auch nit glauben wollten, das Es rechte

11.Hennen Eyer wären, bis Sie zerbrochen in wendig gezeigt worden, der Pater professor Thysier[?] wolle

12.Sie machen Sehen, Habs Ihme gezeigt, Er aber Hat noch keine bis dahin auf die pfan gebracht.

13.die Missionary, die in Paragay Seint abgereiset, mit welchen ich auch Hatte von Neüburg aus reisen Sollen

14.Seint also glücklich nach Einem iahr, nachdem Sie von Cadiz abgereiset, in Selbem land angelangt

15.das Sie die ganze schiffart nach gefahr nach abgang der speisen oder getrencks in dem geringsten ge-

16.litten Hätten, wie deßen zeignus gibet der Brieff, So ich dißer tägen von Einem der Selben Mission

17.gelesen. verwichne täg Hab ich beobachtet in unserem garten die blüh der palm-Bäümen

18.wie nemblich Einige ihre blüh Hervorteüchen So starck und Heüffig, als die Bäsen, mit welchen

19.man die zimmer auskehret voller knöpflein und So weis und glat, als das schönste Bolierte Helffenbein.

20.da ich fragte, worumb nit alle blüheten, Sonder nur Einige, würde mihr zur antwort gegeben

21.weilen Eine die Männer die andere die weiber weren, das auch kein weiblein nit blühe, wan

22.nit der man darbei wäre. machte mit vil gedancken Solchs zu glauben, niedoch bekrefftigen die

23.spanier Solches Einheilig. neülich trange nit weit von Granada Ein Dominicaner-Bruder in

24.die königliche burg, all wo Sich der könig iezund aufhaltet, hinEin, ist von der Ersten wacht frei

25.als ein geistlicher, der geschefft vorwendete, hineingelaßen worden, aber von der anderen be-

26.fragt, und aufbehalten worden, und da Er mit gewalt durchtringen wolte Ergriffe ihne Einer

27.von den Soldaten Bei dem habit oder kleid, und Entdeckte hiermit die verborgne gewehr, mit

28.welchen Er umgeben ware, mit Sex pistolen nemblich, zu wes zil und End weis man noch nit, als

29.Solches dem könig hinderbracht worden, wolte die königin, man Solte ihne gleich auf der stell

30.aufhencken, der könig aber beser der Sach nach zu Sehen befahle ihne zu verwahren, Erwarten

31.also den ausgang von dem krieg will man noch nichs gewißes sprechen, und glaub man, Es werde

32.Ender nichs darauf, So zu winschen. die Gallionen nacher Cartagena Sollen den 6 May abfahren, welche schon

33.hetten den 6 april fortschiffen Sollen, alles langsamer. befilch mich nebst meiner Empfellung an alle

34.meiner Hochwohl Gebohrnen F.r mutter getreüister Sohn Philip. Segesser ec.

 

Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Sevilla, 8. Mai 1730 (Neg. 51837-51838)