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Neg. 51814

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No. 2

Hochwohlgebohrne Frau mutter ! Praenobilis ac Strenue Dne Frater gratiose ec.

 

Ich zweiffle nit, Es werde durch Patrem Rectorem oder Einen anderen aus dem Collegio der Frau

1.    mutter, oder Herren Bruderen angedeütet worden Sein, das ich zu Cadiz angelangt Seie nach Einer

2.    40täg langwirigen schifffart. dan um Solcheß Hab ich den Pater Provincial gebetten, das Er Es

3.    in Seinem schreiben dem Pater Rector anzeigen möchte. Hoffe auch, Er werde mein brieff Em-

4.    pfangen Habe. under deßen aber Hab ich das liebwertiste schreiben meiner Frau mutter, So den

5.    6 Heümonath datieret, durch Einen anderen pater missionarium, So von genua kommen, mit

6.    Sonders grosen Herzens-trost den 23 augstmonath Empfangen, für welchen ich allschuldigisten

7.    danck Erstatte. mit gegenwertigen berichte ich die F.r mutter, Herren Bruderen und

8.    alle andere geschwistrige, wie das ich Ein überaus Harte schifffart ausgestanden Habe, und

9.    öffterswegen mihr von den Haubleüten des schiffs Beratschlaget worden, ob Sie mich nit auf die

10.Erden übersezen Solten. dan nit zwei oder trei Vatterunser lang, nach dem ich das schiff bestigen

11.angestanden, Hat mich das Brechen mit Solchem gewalt angestoßen, das Es fast durch die ganze

12.nacht Hindurch und darauf folgenten tag ohne underlaß gewehret. aus welches Erfolget aller

13.widerwillen zu dennen speisen und trincken also lang bis ich nach 30 tägen in dem port

14.vor Cadiz angelangt, dan So bald ich auch wider mein willen was genoßen, Hab ich Einen

15.fast unerträglichen schmerzen in mihr Empfunden, welcher Ehnder nit aufgehört. Bis das die

16.unverzerte speis Hervorgebrochen. zur zeit aber, da wir ruhig nach ausgeworffnem ancker

17.vor Tulon in franckreich lagen, al wo der schiff-capiten Eine geschefft zu verichten Hatten,

18.und deßentwegen von dem rechten weg abgewichen ist. Hab ich in etwas frid und ruh gelebt, So

19.Bald aber wir von dannen wegt gereiset, ist widerumb das alte übel Erfolgt. Sie können Ihnen

20.leicht Einbilden, wie fett ich worden Sein Bei Solchem leben. Ein lebendigeß BeinHaus ware

21.in dem schlaffrock verborgen, iedoch das angesicht ganz Entzündet wegen der grosen Hiz, So von

22.innen und ausen Herührte. Also schwach bin ich worden, das ich mich mit Einem Seil oder strich Hab

23.miesen in dem schiff anbinden, wan Es stercker wanckete, wan ich nit wolte von der Erden aufge-

24.Hoben werden. da wir in dem Haffen zu Gadix angelangt, vermeinten wir beldist in die statt

25.zu kommen. da wurd aber uns die quaranten angesagt aus ursach, weil alle die von genua kommen

26.die selbe zu machen und zu Halten Befolchen Hat. were wohl Ein Hartes verfahren geweßen, wan ich

27.nit durch Ein schreiben an den königlichen Beichtvatter, So Einer aus unserer Societet, und durch Ein

28.anderes an den Herren Patingo als primier ministro, So wohl für mich, als meine mitgesellen von

29.dem könig nachlaß und gnad Erhalten Hätte. ist aber Eben dißer zehen tätige verschub mein nuzen

30.geweßen, dan So bald das schiff ancker vest ware, Hab ich widerumb ruh gefunden, Ein lust zum Eßen

31.und trincken, auf welches die füeß widerumb ihre krefften Erhollet, das ich allein in die statt gehen

32.kunte, obwohlen ich in dem schiff ohne beihilff kaum trei schritt weit thun konte. aniezo bin ich wider-

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1.    umb zimlich wohl auf, obwohlen ich gleiches übel also bald widerumb erfahren, da ich von Gadix nacher

2.    Seviliam überschiffen mieste mit meinen und vil anderen gespahnen, auf welcher reis wir zwei-

3.    täg und anderhalbe nächt Haben zugebracht. den Ersten tag Hat mich das brechen durch den ganzen tag, So lang wir auf das süße waßer, bin ich ganz wohl auf geweßen, und nichs als starcke

4.    SommerHiz Erlitten. also ist Es mihr Ergangen in dißer kurzer waßer reis, wie wirdt Es aber

5.    Ergehe, wo wir wehnigist 3 bis 4 monath nacher American über mehr schiffen miesen, alwo

6.    ich villeicht bald würde anlanden, wan nit die reis verhinderet Hätten die andere reisgesellen,

7.    und zu speth komen waren. dan mit meinem und anderen bedauren in unserem angesicht die

8.    flott fünff täg nach unser ankunft abgeseglet, mit welcher wir komentlich Hätten fortfahren

9.    können, auch der General uns eingeladen Hat, welche gnad aus mangel der übrigen gespahnen

10.wir nit geniesen konten. der schiffcapiten, auf welchem ich gefahren, ware überaus Sorgfeltig

11.für mich, und Erzeigte mihr alles liebes, Hat öffters gesagt, Er wolte gern Sein blud Hergeben,

12.wan Er wüste darmit mihr zuhelffen. Eß wirdt zwar uns Hoffnung gemacht, als werden wir bis aus-

13.gang künfftigen christmonaths die reis nacher mexicum antretten, allein Sorge ich und andere, Es möchte

14.Ein lehres versprochen Sein, und die reis auf lang hin verschoben werden, welches mihr für wahr ungelegen

15.Sein würde. Hoffe aber zu gleich das das Eiffrige gebett, So zu glücklichen zil und End zu gelangen ver-

16.ichtet wirdt so wohl für mich, als andere, werde So vil vermögen, das mit Gottes beistandt ich glück-

17.lich, obwohlen beschwerlich, aldorten anlangen werde, wohin Gott mich beruffen, und die obere ver-

18.ordnet Haben. vor etlichen tägen bin ich auf Einem guth geweßen, al wo ich mihr fast den buch hoff

19.Hab können Einbilden, wan nur die gesellschaft derohalben gleich geweßen, das guth gehört Eigen-

20.thumblich für die missionarys, ist um und um Eingefangt mit wein gärten und oliven welder,

21.vor trei tägen in die statt geschickt worden zu ienen, die annoch studieren miesen und Seint

22.unser Bei treisig in Einem Haus nit zu finden, weilen wir alle frembde ausert Einem Bruder,

23.welcher uns für die kuchel Sorget.

24.Hoffe die Frau mutter werde Sich in guthem wohlstand samb allen lieben angehörigen befinden,

25.dennen ich mich taußentmahl anbefilche, der ich auch öffters gedencke. vergis der Francisca auch

26.nit. wan die Baumwartin Catharina auf dem gütsch annoch Beim leben, So laße ich Sie bitten um

27.Ihr gebett, auf welches ich will Halte. Die Xaveri riep Hab ich schon gefunden, Sage noch Einmahl

28.für diße und andere guthaten schuldigisten danck.

29.wegen dem Meßgewand wölle ich die F.r mutter So vil Sorg tragen, als wirdt vonöthen Sein. Gott wird

1.    alles Hier und dorten treülich vergelten. möchte winschen selbes des Ersten mahl tragen zu können.

2.    allein will ich mein schuz Engel schicken, Es wirdt Ihne beßer als mihr anstehe.

3.    der Pater Provincial Hat mihr zwar geschriben, das Er grose Ehr von der F.r mutter Empfangen

4.    Habe, auch bei Ihro in dem Haus gewßen Seie, das ienige gesehen, was für mich zubereitet

5.    worden, allein von dem wein macht Er einige meldung.

6.    wegen der F.r Bas Superiorin bin ich auf Ein neües der F.r mutter schuldigen danck schuldig,

7.    mus aber Solche gnad denen ienigen Beilegen, deren gleichen ich Ser vil Empfangen Hab.

8.    möchte winschen, das ich durch meine geistliche dienst Solche in Etwas konte vergelten.

9.    ich wirdt Halt thun, was mihr möglich, Gott wirdt das mehrere beilegen.

10. worumb ich die überschrifft an uncker Bruder gestelt, ist der ursachen

11.geschechen, weil ich Hoffe den Brieff sicherer auf diße weis zu lifferen.

12.zu deme wirdt der F.r mutter nit unrecht Sein, das der Juncker Bruder

13.meines aufEnthalts nachrich Habe, auf so weite weg aber die brieff,

14.So Sie vertoppelt werden, Ser grose unkösten machen.

15.Ein ausführErlichere Relation meiner reis wirdt ich ordentlich

16.verfertigen, wan ich nacher mexicam komm, welche ich an Pater

17.Provincial glaublich wirdt überschicken, Er aber Solche der Frau

18.mutter und Juncker Bruderen über Senden wirdt.

19.Ehe wir von Hier abreisen werden, wird ich schon noch

20.Ein nachrich Erfolgen laßen

21.Bitte Hiermit den Juncker Bruder, cui me praerimisae

22.imperfissimè commendo, uti et amantissimo uxori Nepotulo,

23.ac toti familiae. Das Er dißen Brieff der F.r mutter

24.überlifferen wölle, und mich, wans anderst möglich mit

25.Einem anderen Erfreüen wölle. dem Pater Hoffprediger

26.Einen demütigen befelch. ò quoties Relcissimum[?] Ipsius occurrit

27.Nomen ! Sed et toties gratissima ejusdem memoria. ec.

28.Befilche mich Hiermit wie allzeit in die fernern Mütterliche und

29.Brüderliche günsten. Verbleibe zu Hispali oder Sevilia 27 Septembris 1729

meiner Hochwohlgebohrenen Frauen mutteren

getreüister Sohn

Philipp Segesser Soc. Jesu

 

1.    P.S. Revmo. D.no Canonies et D.no Fratri

2.    Podoco demississimam commendationem ec.

 

Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Sevilla, 18. Oktober 1729 (Neg. 51800-51801)

 

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No. 3

 

Praenobilis ac Strenue D.ne Frater.

1.    Summopere gaudeo, Strenuem D. Fratrem tandem meas accepisse; jam alios scribere, eos.qs per

2.    postam ordinariam mittere, quia credebam, quod hinc inde iam missa, fuerint retentae, nam alios

3.    gadibus, alias hic Sevilia scripsi, et tamen responsorias nullas aucpis quàm hos ipses prosentes,

4.    quas D. frater 22. Novembris scribit, et ego Rodie 26 Decembris euisdem anni obtinui. debeo

5.    pro in D. fratri maximas gratias, pro isto fraterno favore, quo me, nihil magis inspectantem

6.    recreare placuit. gratulor oficia honorificia non ob defectum hominum, verùm ob capaistatem

7.    et merita collata, Deus subministrabit vires administrandi haec et alia longà majora in futu-

8.    ra facula cum comendatione propia familia. optarem et ego pro Dei gloria tantos labores

9.    precor hoc ipsa occasione proximè ineuntis anni novi initium, uti medium ita et finem felici-

10.ssimum, veniet hoc meum votum quidem serius, verùm satis citò, si satis bene: proverit autem

11.en corde fraterno, cur ergo non scribo optime ? Deus utiqs vires, suamqs gratiam, ut

12.D. frater pro legibus Patria in cantone lucernensi ad Dei gloriam strenùe, ego verò pro

13.lege Dei itidem ad ejusdem gloriam in vinea mexicana plurimùm laborem, ut tandem

14.post multos labores cum gaudio conveniasmus in coelo. Lùod. D. frater cum caeterio Domesticis

15.adeò solicitus sit pro mea sanitate, sum plurimùm obligatus, verùm non est, cur tristetur propterea,

16.si enim morior, domini sum. serius aut icitùs, mors non emanebit, quamvis ùtique optarem,

17.si sire osenso Dei fieri posset, profide mori, uti dio non ita, pridem fuerunt accisi à mexi-

18.canis rebellibus in missione, non procul ab ea, in qua modò est P. Balthasar. More solum

19.modo timeo, de caetero vivo muy bene quasi in autumno, nam credo aves ex helvetia tempo-

20.re hyemis venire in hispanicam. Nutrio pro mea distractione unam avienlam in meo cubimto

21.gratiasissimam, vocamus in vernamla lingua, röteli, oder rotköpfli, nit füseli, quae adeo

22.cicur est, ut ad natum ad me veriat, utas ex mexibuo comedat. ene ! quantam solatium !

23.die fincken und meislein, ia So gar die ambslen laßen Sich gewaltig Hören in unserem

24.garten, al wo die andere Patres zu weilen Eine fangen. ego me interim occupo in lingua

25.hispanica, in qua multùm laboro et sudo quamvis hic non sit hyems.

26.optabilem sanè occasionem invenit Stren. D. Frater mittendi literas, hac occasione utor

27.et ego, nam P. Procurator Liutensis, qui ab Episcopo meas accepit, dixit mihi,

28.quod idem Episcopus scripserit, ut mitterem ad. dum meas sive [.?.] scribere in

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1.    Patrium, quos Ipse semrè illue mittere velit. tantam gradiam aliquando ab alia Legato hispanico

2.    Don Barretti expertus sum, dum soladori docerem, ubi ille se oferebat, literas ad D. Paren-

3.    tem (felicis memoria) scribendos ferre. optarem, ut in eadem navi possem abire cum isto

4.    Archi-Episcopo, verùm timeo, ac serius nos, quàm ille, absensus è porta, quia Ipse cum Gallioniby

5.    utì vocamy, abibit, nos autem in navibus regys, quae fortasus serius à litore suat soluturae.

6.    quamvis D. Patingo superiori nostro hisce diebus dixerit, quod simus simul omnes abituri.

7.    de quo alia occasione plura et certiora seribam. eram der J. bruder Bei Herren legaten

8.    mich konte recomendieren, damit der Selbe mich allhier recomendierte, wurde solcheß

9.    gelegenheit machen viler Sachen allhier zu Sehen,. die ich ohne bekandt zu Sein, Sonsten nit

10.sehen kan, der Herr bruder wirdt mich schon verstehn, wohin ich zille. de caetero nuper vidi

11.processionem, ab ornata planè stupendam, auro et argento omnia splendebant, utì etiam

12.ob artem phrygiam plurimum comendendar, quam in alia relatione fusius describam.

13.Etiam in Mexicum nobiscum ibunt dus vel tres Episcopi, ùt audio, verùm fortasis comodiy

14.pro nobis esset, si soli iremus, cùm nimis multi simus. quod attinet mea impedimen.

15.te seu (ut D. Frater baptizat equipage) ea explicari, volvi et revolvi suqs deqs verti

16.omnia. iud multos invenissem emptores absqs auro et argento, si ea mihi venalia fuissent.

17.spero me facturum cum illis suo tempore Inerum, si non argenti, (certi aniamrum, mea

18.ista assignata non capit omnia, hinc alium convenire debeo, qui suam implere non potest,

19.ut et mea admittet. nam Singulis missionarys hic assignatur una cista in praescripta magni-

20.tudine, nec plures nec majores permittuntur, nisi quis ex proprio marsupio solvere velit,

21.debere autem solverepro cista, quam mihi genuam usqs D. frater misit, usqs ad * vera cruz

22.ad minimum duodecim dupliones, cogitet D. frater, quanta haec sit summa ! pecunia in haec

23.terra plurima, et merces omnes summa pretis, hinc non bonum est multa emere.

24.Legatus gallicus solemnissimè ante aliguot Septimanas celebravit natalem

25.receas nati Delfie, adornavit fuegos oder feürwerck, quales similes nunquam vidi, majo-

26.res tamen exhibelit, quando Regina dies, partus absolverit. illuminationes praefertin

27.in turri Ecclesia cathedralis, quae omnine, quando illuminatur, ardire videtur, videmy

28.multa vidi bellissimè soltantes parcules festa Immaculatae conceptionis B. V. Maria

1.    quod hic solemnissimè celebratur, in Ecclesia cathedrali ante Venerabile Sacramentum,

2.    quod mirabile videri potest non videntibus, spectantiby, vero[?] amoena veneratio, [.?.] S. mul altaris

3.    mysterium, non credidissam, nisi vidissam. proximè in media civitate instituetur venatio

4.    tanrorum sylvestrium, verùm credibilias nos non admitendi sumus adhoc spectaculum.

5.    Doleo Sortem miseri Domini Patrui Patris Caroli ad Sanctum Urbanum, verùm

6.    quis fuit, cur ita Deus amiserit hoc molum, fortè cut[?] ipsi ad salutem, cui vellem pro

7.    occasione congrua commendavi, uti et Rev.mo D. Secretario Berona.

8.    gaudeo, nepotulum meum giganteis passibus sequi vestigia Praenob. ac. Stren. D.ni

9.    Parentis, ipse modò equitat in arundine longa, ego brevi omninoin asino.

10.libenter videbo equitatum So viler Eßelreiter, nempe post navigationem

11.in terra, ubi in mulis sen asinis iter faciemus usqs mexicum. D. [.?.] Burckhardt

12.velit D. frater inclusos mittere, utor enim lac occasione, utì suasit D. frater

13.Strenuae Domina uxori salutem muchissimam dico, et nepotulum mille osculis

14.amplector, Domino verò fratri me eximè commendo Sevilia 26 Decembris 1729

Praenob. ac Stren. D.ni fratris

frater addictissimus

Philippus Segesser S.J.

 

1.    P.S. si aliquam occasionem invenero,

2.    mittara aliqua, qua ab uno Patrum

3.    Procuratorum accepi. fortè placebit

4.    Strenua D.na uxori, ex Sina venit ec.

 

Brief an die Mutter Maria Catharina Segesser, geb. Rusconi. Sevilla, 26. Dezember 1729 (Neg. 51818-51819)

 

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No. 4

 

Hochwohlgebohrne Frau mutter

 

das under dem 22 winter monath liebwertistes und mütterliches schreiben Hab ich den 26 christmonath

1.    wider alles verhoffen, weil ich So lang um Sonst ohn Etwas zu Erhalten, gewartet, morgens früh in Einem

2.    Einschlus an den Pater Procurator aus lusto[?] vor Matritt bekommen, wohin das mütterliche ist ge-

3.    lifferet worden. aus welchem ich mit meinem Herzenstrost vernommen den wohlstand meiner liebst-

4.    en Frauen mutteren, wie auch aller übrigen Herzliebsten angehörigen, wünsche, das der allgütige

5.    Gott inskünfftig Solche geliebte zufridenheit nach aller Sattsammisten vergnügen Ertheilen wöllen

6.    welches ich Sonderbar anwünsche zu dißer zeit, da bei meniglich diße gnadenwunsch Erschallen

7.    und angenomen werden, ob wohlen freilich mit dißem weit zu speth kommen wirdt. zu deme ge-

8.    dencke ich Eben zur rechten zeit an die frau mutter Sonderbar, nebst deme, das Es alle zeit geschichet,

9.    wans meine kindtliche pflicht nach gethanem versprechen Erforderet, Hab also der F.r mutter nit

10.vergeßen an Sanct Catharina tag, Sonder gewünschen, Ihro mein Herz zu übersenden darinnen meine

11.kindtliche neigung zu Ersehen zu können (. Wie dan aller übrigen lieben geschwistrigen gedencke.)

12.Sage demnach der Frau mutter Höchsten danck um So grose Sorgfalt wegen meiner, Sonderbar um

13.ein heiliges gebett und andacht, welches zum wohlsein meiner angestelt und anbefolchen wirdt,

14.welches freilich Gott wirdt angenem Sein, in bedencken, das durch Solches mihr die notwendige kreff-

15.ten die Ehr Gottes, und das heil der völcker zu befürderen, Erhalten werden und also Einiger

16.maßen auch die Frau mutter auf Solche weis gutes zu wircken under dennen ungläubigen Sich beteühet, für welches frei-

17.lich kein gröserer lohn zugewarten, als die Ewige glückseeligkeit. Bei nebens Solte Eine

18.falsche nachricht Einlauffen wegen kranckheit, oder anderen üblens zustandt, wölle Sie Sich des

19.wegen ganz nit bekümeren, Sonder alles dem lieben Gott heimstellent, welcher schon von Ewig-

20.keit Her alles vorgesehen, wie Es mit mihr Ergehe werde. ist Sein will , wie ich Hoffe, das ich nacher

21.Indien komme zum Beihilff dißer verlaßnen völcker, So wirdt Es geschechen, und Solten tausent

22.widerwertigkeiten Entzwischen kommen; Hat Er Es verhengt, das ich Solte sterben, wirdt deswegen

23.die welt nit zu grund gehen, Sein will gescheche, wie dan auch der meine ist und wirdt Gott mein

24.guter willen nit misfallen, das bitte ich nur, um gnad Gott zu dienen, und seelig zu sterben,

25.dißes zeitliche ist Ser kurz, und alles ungewiß, nach dißem kombt Erst das Ewige. aniezo

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1.    Gott Seie lob ! bin ich ganz wohl auf, und obwohlen ich Ser vil Missionary allhier und in Cadiz Sich ver-

2.    samlen, deßentwegen wegen der vile unbeqwem Bei Samen wohnen, Hab ich Ein Eigenes zimer

3.    Sambt Einem nebet kämmerlein, worin ich ganz ruhig der spanischen sprach abwarte, ist auch zu

4.    dißer zeit Hier wohl zu wohnen, weilen wir kein schnee noch merckliche kelte allhier Haben, Sonder

5.    die gärten voll der kreüter grienen. Es wirdt aber auf das gute schon wider was schlimes komen,

6.    wie würden wir Sonsten den himmel verdienen ? wan ich nur das meer überstanden Hab, So

7.    ich Hoffe mit der gnad Gottes gelinder zu Erfahren, So Sorge ich mich nichs, mit den leüten

8.    weis ich schon zu leben, für welche gnad ich Gott schuldigen danck Erstatte. deren angewißnen

9.    mittlen wirdt ich gebrauchen nach notdurft. Ein glas vom guldi waßer ist mihr föllig aus-

10.gerunnen aus ursach weilen Ein würmlein das Heütlein abgefreßen, Sorge, das nit auf der leng-

11.ren reis uns der gleichen den übrigen gescheche, Habs under deßen allzeit vor meinen augen

12.gestelt: mich Hats gefreit Ein nachricht zu Haben wegen meinen lieben geschwistrigen, winsche

13.das allerseits eines gescheche, was der göttliche will Erforderet, und Ihr glückseeligkeit verlanget.

14.thue ganz recht, das Sie dis gescheft wohl überlegen, daran Ser vil liget. ich werd mihr Ebenfals

15.Solches wohl laßen befolchen Sein, wie Es bisHero geschechen. mit dem ludgeri ist schon recht ge-

16.schechen, wans Gottes will ist und Sein Beruff, So kan Er auch in Einer anderen provinz und villeicht beßer

17.als in dißer befürderet werden. würde Selbsten den Jost Ranury vorgezogen Haben, weilen Es mich

18.gedünckt, das Er zu Seinem trost Einsmahls teüglich Sein würde in der Societet. wan ich beide Hier

19.Hette, wolte nit vil mich Brauchen, Selbe anzubringen, wie wohlen Ein groser underschid under dennen

20.teüschen und spanischen Jesuitern, auch Einer vor den anderen, wie in allen orthen, iedoch an Einem

21.orth mehr, als an Einem anderen. Ich wollte gern der F.r Bas Asistentin, wie auch der dem chorher-

22.ren zu Münster geschriben Haben, allein lest Sich nit thun, in deme diße gelegenheit nit zu mißbrauchen,

23.die posten aber überaus theür und Ebenfals unsicher, weilen kein meldung geschicht von ienen

24.brieffen, da ich von Cadiz ausgeschickt hab. Ich bedaure, das der Pater Prediger von lucern

25.auf Constanz kommen, und mithin die F.r mutter auch deßen tröstliche ansprach beraubet werden.

26.allein ist dißes Sein glück, So nit zu verhinderen, Er hat ursach iedoch der F.r mutter nit zu vergeßen.

27.So wirdt hoffentlich schon Ein anderer deßen stell vertretten, oder wan das nit, kan man gedencken

28.miesen wir den Eignen Sohn Entraten, So können wir auch andere Entraten. von meiner

29.abreis weiß ich noch nichs gewißes zu schreiben, weilen bald weis bald schwarz darvon geredt

 

1.    wirdt,Einige Haben uns die Hoffnung gemacht, als würden wir anfang des Jeners künfftiges

2.    iahres abreisen, aber iezund Sehen sie die reis bis in den Merzen hin, vor welchen gewis nichs

3.    geschcihet, andere meinen, das die reis Erst zukünfftigen Meyen oder gar bis in August die reis werde verschoben

4.    werden, oder gar, auch weis nit, auf wie lange zeit. Ehe ich vereise, wird ich die F.r mutter der

5.    reis halber schon berichten. Under deßen wölle die F.r mutter in Ihrem Eiffrigen gebett So wohl

6.    mich als alle andere liebe geschwistrige laßen befolchen Sein, Selben nach aller mütterlichen obsorg

7.    beispringen und zu allen Ersprieslichen anleiten, weilen ich Hoffe, das Selbe

8.    gleichfals ihre kindtliche pflicht bestens beobachten, die ich auch alle ganz

9.    brüderlich umfange, und zu tausent mahl griese nebst instendigister

10.Empfellung in Ihr heilige andacht. gleiches bitte ich zu wißen

11.zu machen der F.r Bas Asistentie, der F.r Bas im bruch, zu Sursee

12.dem Pater Henrich Sonderbar in Sein hl. meß-opfer ec. ec.

13.in die mütterliche Hulden und günsten aber Empfelle ich mich

14.wie allzeit ganz kindtlich und verbleibe

Sevilla 26 christmonath 1729,

getreüister Sohn

Philipp Segesser

Soc. Jesu ec.

 

1.    dem Francisca auch anderen

2.    bekanten Ein freüntlichen grus ec.

 

1.    P.S. dem Pater Sexiprediger, wie auch

2.    allen anderen bekandten in dem Collegio

3.    meine Empfellung ec.

 

1.    winsche der F.r mutter glück zu dem Hochen ambt

2.    Einer vorsteherin in der bruderschafft, Sie wirdt

3.    Hoffentlich dem ambt iezund wohl abwarten

4.    können ec.

 

Brief an die Mutter Maria Catharina Segesser, geb. Rusconi. Sevilla, 20. Januar 1730 (Neg. 51822-51823)