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No. 21
Praenobilis Dne Frater ec.
1. Es wirdt der J.r Bruder zu gnügen verstehn die ursach, warumb ich Ihme der F.r mutter Brieff Einschließe
2. weil Er schon andere mahl Selbe von mihr vernommen. kan also der J.r bruder nach ablaßung des Selben,
3. weilen Selber Ebenfals für Ihne vermeinet, und deßenthalben nit verschloßner geschickt wirdt der
4. zeit, gelegenheit und dem papier, So allhier zimblich rahr, zu verschonen, der F.r mutter nebst
5. meiner kindlichen Empfellung überlifferen. Anderes, nebst deme, was ich schon in dem Selben
6. geschriben, fallet nun iez für dißmahl nichs mehr Bei, weil ich Ein ausführlichere beschreibung
7. aus mexico, die mein reis und andere Sachen berühren wirdt, zu schicken gesinnet bin.
8. Es wirdt der J.r Bruder in dem lesteren, So ich durch Einen Engellender von Hieraus geschickt,
9. verstanden Haben, wie übel die assogues-Schiff in ihrer reis, welche nacher mexico vorigen
10.Sommer und wir Ebenfals Hatten mit fahren Sollen, Seien zugericht worden; aniezo berichte ich
11.noch einige umständt, die ich vernommen von ienen Selbsten, die darbei geweßen, und neülich
12.mit Eben Selben schiffen Hier angelangt an dem Sambstag vor dem palm-Sontag und wir den
13.weiteren befelch von Señor Torres als jefe de esquadra, der Selbe gubernierte, Haben Erwarten
14.mießen. Eine täg zu vor als dißeß wetter diße schiff Ergriffen, ist auf Ein abent der ganze horizon
15.rings Herumb um die schiff nit anderst als in völligen feür oder illumination gestanden, und Ein
16.getös in dem mehr vermercket worden also zwar, das die fisch dennen schiffen mit forcht also
17.zu Sagen Heüffig zu geEihlet, und Sie von den marineris oder schiff leüthen mit den Henden
18.Hauffweis Haben können gefangen werden, ia Einige Selbsten Sich in die schiff geschwungen
19.Haben. welche begebenheit als dennen schiffenten bisHero niemahl vorfallent, Ihnen
20.billiche forcht verursachet Einer bevorstehenter grosen turbonaden, wie Sie auch nach-
21.mahlens Erfahren. nit nur allein Haben die Franziscaner ihre Sachen in das mehr
22.werffen miesen, Sonder weilen Einige Sich schon fertig auf das schwimmen, in fahl das schiff
23.scheiteren Solte, gehalten, Haben Sie Hiermit auch Ihre kuten allein mit Einem Hemmet oder
24.leintuch bedecket, verlohren und in das waßer geworffen, das Einige in Vera-cruz mit
25.Soldaten kleideren angethan die Erden Haben besteigen miesen. das waßer steigete an
26.allen vier Seiten über das schiff hinEin also zwar das von dem Höchsten an als Señor Torres
27.und Erzbischoffen bis auf den understen alle genötiget worden die bomba oder pumpen
28.in die händ zu nemmen uem tag und nach durch vier der gleichen pumpen das schiff um etwas
29.von dem waßer zu Entladen. auch So gar ist in Einem schiff der Timon oder wie man bei uns
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1. Sagt, die thür oder steür ruder verlohren gangen nebst allen Seglen und Etlicher stucken ec.
2. Behütte uns gott vor dr gleichen zufähl ! Heürige iahr Seint Ser vil schiff hin und wider zu grund
3. gangen. Erst kürzlich leidete ienes schiff, welches die Segel-Bäüm für die neüe schiff, die man hin
4. machet durch Einen sturm in grose gefahr gesezt worden, und wirdt iezund genöttiget die verlohrne
5. mastbäüm für Sich Selbsten zu zuberiten, Ehe Es könne die andere herführen, und ursach ist, das
6. die assogues spath von Hier nacher spanien aufBrechen werden, und Hiermit Eben dißer brieff
7. als durch Eben diße gelegenheit an Sein Erwinschteß zil gelangen wirdt.
8. Ich hoffe der J.r bruder werde Ihme under deßen die bitt wegen dennen handamplen Haben
9. laßen anbefolchen Sein. maßen ich Selbe mit großer Hoffnung Erwarte.
10.wans die gelegenheit gibet mit Herren Empascedor zu reden. wölle der J.r bruder mein un-
11.der denigste Empfellung ablegen, und So fern Solche Etwan mit Herren Erzbischoffen oder
12.Anderen in mexico oder Herumligenten orten correspondieren Solte, Selben nit allein
13.Ersuchen, das Er mich Selbem anbefelchen oder recomendieren wölle, Sonder mihr andeüten
14.wie das ich Solcher erwinschter occasion gebrauchen könnte, meine brieff durch Ermelte gelegen-
15.Heit zu Empfangen und zu überschicken ec.
16.zweiffle nit, der J.r bruder mit den Seinigen, dennen allen und Sonders der F.r geliebten,
17.ich mich Empfelle, werde fleisig meiner gedencken, gleichwie ich Seiner gedencken und Sonders
18.Heüt, da wir das Fest des hl. Josephs in der kirchen begehen, So auf Heütigen tag allhier trans-
19.feriert worden. wan wir nit diße wochen werden abreisen, So wirdts gewis die nechste
20.Erfolgen, So anderst die wind uns aus dem port werden hinaus laßen, die durch dißes ganze
21.monath Ser guth für uns geweßen wären. diße reis über das meer, wans kein unglück dar-
22.zwischen kommet, oder die calma oder windstille was darEin machen wirdt, wirdt So lang nit
23.währen, und Hoffe auch mit meinem Eingewurzleten übel Selbe leichter zu übertragen.
24.nechstens Seint von Einem schiff capitan, So mit dennen assogues kommen, alle missionary
25.stattlich tractieret worden, weilen aber die malzeit auf Einer peninsula gehalten worden,
26.hab ich auch diße köstliche speisen lieber nit verkosten wollen, als mit gefahr des zu ruck kommenten
27.äckels Solchen lust zu biesen. Bin hiermit mit zwei briederen allein aus dennen Eingeladnen
28.zu haus verbliben. Havana 3. Aprilis 1731. Comendo me in favores fraternos
Praenobilis Dni Fratris
frater addictissimy
Philippy Segesser S.J.
1. P.S. wies den Franzcisconerren Ergangen,
2. also hats die angehörige der Herren
3. Erzbischoffen, wie auch dißen Selbsten
4. iene gänzlich, dißen aber in etwas
5. getroffen ec.
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Tepotzotlán, 18. Juni 1731 (Neg. 51864-51865)
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No. 22
Praenobilis ac Strenue Dne. Frater
1. verwundere Sich der J.r Bruder nit mit der F.r mutter und übrigen
2. geschwistrigen, das ich von so weit Entlegen So wehnig und kurz schreibe.
3. da ich schreibe nit meiner federen, noch wehniger in mexico, dan So
4. lang ich al dorten geweßen, Hab ich so viel nit gehabt, auch dißes wehnige
5. zu schreiben, theils weilen ich nach glücklicher ankunfft all dorten bald
6. darauf mit Einer starcken und Hizigen catarren auch mit entzündung beider
7. schinbeinen zu bett-zuligen bin genöttiget worden, theils nach befreiung
8. dißer üblen, mit gegenwertiger reis notwendig beschefftiget worden
9. in Einkauffung notwendiger Sachen, So Sich auf treihundert thaler, ohne
10.den kirchen gereth, welcher von dem könig angeschafft worden belauffet,
11.hiermit genötiget worden auf der reis nach meiner meiner mission, (welche
12.mihr von Bischoff zuGuadiána, wohin ich iez reise und ungefähr 100
13.und 80 meil von mexico liget, wirdt assigniert werden,) zu schreiben.
14.wie gesagt, bin ich ganz wohl in mexico oder zu Guadalupe Ein stund
15.vor mexico von dem P. Provincial mit gröster freid Empfangen worden
16.dan bis den dißes orth Er uns Engegen kommen. Guadalupe ist Ein wohlfart
17.Eines gnadenreichen Frauen bilds, deßen aufkomme ich in Einer
18.vacans-Comedi zu Haal Einiger maßen prahcetiert Hab, und Heüt früh
19.für glückliche reis zu Erhalten bei deren bidnus meß geleßen und
20.aller lieben angehörigen fleißig gedencket. Zu mexico Hab ich
21.den P. Antonium Balthasar angetroffen, welcher mihr Ser nüzlich
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1. und wohl an die Hand gegangen. Er ist nit mehr in der mission wegen blödig-
2. keit der augen, thut aber in mexico So vil gutes, als wan Er in einer
3. Ser schweren mission wäre. ich bin (wie ich nit kan zweifflen) durch
4. sondere schickung gottes von dem P. Provincial auf begehren des Bischoffs
5. zu Guadiána auf Eine neüe mission, wohin bisHero niemahl ein Jesuiter
6. kommen, wie noch zwei teüsche Einer von der östrreichischen der ander aus
7. der böhmischen Provins auf der gleichen zwei andere missiones die Heiden
8. zu bekehren, verordnet worden. Soll Sich über Guadiána mehr dan über
9. 500 meihl Erstrecken. die mushlen die Heiden zu taufen Hat der könig
10.wie vil andere kirchen geschir von Silber machen laßen, müßen alles
11.neües für die kirchen, So ich werd bauen mießen, mit uns nehmen.
12.gott begleitte uns auf So weitem und gefährlichem weg, und meine liebe
13.angehörige betten für mich. was trost ist dißes, auch nur Einen Heiden,
14.wil nit sagen ganze thäler und Berg, zu dem wahren glauben zu bekehren
15.und gott zu gewinnen ? mehr Hab ich iez nit zeit zu schreiben, Es wirdt
16.bald ein lengeres folgen, gester Haben wir vernomen, das P. Francis-
17.cus Stäz für unser General Seie Erwöllet worden. Eins mus ich noch
18.melden: der Bischoff zu Guadiána Hat keine andere als teüsche für die
19.neüe missiones Haben wöllen. meiner F.r mutter mein schuldigiste Empfel-
20.lung wie auch allen übrigen geschwistrigen und befreinten.
21.Sonderbar Empfelle ich mich in die brüderliche günsten aus Tepotsot-
22.lan Ein ort 7 meihl von mexico 18 Juny 1731.
Praenob. ac. Stren. Dni. Fratris
frater addictissimus
Philipp Segesser. S.J.
1. P.S. obwohlen liederlich
2. geschriben, wirdt dannoch guth Sein
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Durango, 1. August 1731 (Neg. 51866-51867)
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No. 23
Praenobilis ac Strenue D.ne Frater, ec.
1. Obwohlen ich gesinnet von Hieraus Ein weitläuffrigen Bericht meiner
2. So langwierigen reis zu Ertheilen, wirdt ich genötiget, meine federen Einzuhalten,
3. und daß gefaßte vorhaben auf eine beqwemmere zeit zu verschieben, aus ursach, weilen
4. Herr Bischoff allhier aus Seinem grossen Eiffer und begirt dennen unglaubigen Heiden
5. zu Ihrem heil zu helffen mihr nit mehr zeit gestattet, als Höchst notwendig mihr um
6. Einige Sachen umzusehen, die mihr tauglich Heüßer und kirchen zu Erbauen. Zu
7. deme laßen Hiesige grösere Herren mihr wehnig ruh, die tägliche tagzeiten zu voll
8. enden, welche gleich gegen Besuchungen Erforderen, und Hiermit die zeit zimblich
9. verkürzeren, iedoch nit ohne mein und meiner gesellen notwendiger Beihilff.
10.Es wirdt der J.r Bruder von Havana aus, Einer Insel, in welcher wir angelandet
11.in unserer schiffart von Cadiz nacher Vera-Cruz, item Ein anderes von mexico, wie
12.ich Hoffe, underdeßen Empfangen Haben und daraus kurzen Bericht vernommen, was
13.Sich bis auf Selbige zeit Ereignet. Von mexico, von dannen wir den 17 Juni abge-
14.reiset, und allhier in Guadiána den 19 Juli angelanget, bin ich, gott Seie lob !
15.zimblich glücklich und unglücklich geweßen, glücklich, weilen ich nach Einem streich,
16.(So mihr mein maulthier ober dem knie versezet, und Hiermit mein Sack-uhr,
17.So mihr iezund grosen mangel verursachet, auch in dißen landen keine uhr, noch uhr-
18.macher zu finden, verschlagen auch mich untauglich gemacht zu reiten, und Hiermit von-
19.nöten geweßen Eine gutsche oder forlón von Sacatécas der nechsten statt zu schick-
20.en meine reis weiter fort zusezen,) ich bin ganz frisch und gesund Hier ange-
21.langet, und mehr nit als in Biegung meines fues noch Einen schmerzen Empfinde, So
22.nach und nach auch vergehet. auf der reis Hab ich Einen aus meinen gesellen Pem. Ig-
23.nacium Köller aus der bömischen Provins in Sacatécas wegen bestendigen durch-
24.bruch, mit deme Er von mexico bis dorthin belestiget geweßen, gelaßen, bis
25.dahin aber nit nachgefolget ist. darumben auf befelch des Herren Bischoff der
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1. P. Caspar Stiger aus unser Provins, welcher ohngefehr, und wie ich wohl mutmaßen
2. kan, nit ohne Sonderanordnung gottes, auf Hier verihret, dan Er auf Ein andere
3. mission verordert, nacher caretschiki Hatt reisen Sollen, Hier aber von R. Pe.
4. Rector und Herren Bischoffen bis auf die neüe missiones zu reisen befelchet
5. worden, welches mihr So wohl als Ihme zu Einem Sonderen trost gereichet.
6. in unser ankunfft Hat R. P. Rector uns in Einer gutschen mit Sex maulthier, So nit
7. schöner konnten gemahlet werden Eingehollet; morgen wirdt Herr Bischoff auf
8. gleiche weis durch Eine Seiner nechst befreinten auf weiteren weg und begleiten.
9. die übrige reis Erstrecket Sich auf 4 bis 5 Hundert stund noch von Hier aus, und
10.weilen der weg wegen der wilden Indianeren unsicher, wirdt Leibwacht der
11.Soldaten da und dorten nit Ermanglen. grose Sorg und vorsichtigkeit traget
12.Herr Bischoff für uns, und blecket nit Eine Summa von 8 Hundert Thaler, So wegen
13.notwendigen Sachen aufgewendet. Es ist aber zu wißen, das was in Europa in
14.theüschland Ein Halben gulden kostet, Hier bes 4 bis 5 thaler kostet. Ein anderen
15.guten freind Hab ich auf recommendation Patris Antony Balthasar Hier bei
16.Einem Jesuiter als Professor Philosophie angetroffen, welcher Mitlest Seiner
17.Befreinden mihr Ein pfert, Ein mauthier, zwei reis kisten, Ein aróba oder
18.25 pfundt tschokoladen, Einige zinnerne thäller Sambt anderen minutien
19.freigebig Hat geschencket. Hab aber nit vergeßen von ienen Sachen, welche
20.die F.r mutter und liebste geschwistrige mihr geschicket, Ihme zu bereichen, gleich
21.wie gegen Herren Bischoffen und anderen geschechen, dan die schanckungen So
22.notwendig als angenehm bei dißer völlckeren angewendet werden. alles will
23.beschencket Sein obwohlen Sie kein titell vorzuwenden wißen. Ich weis nit
24.wie bald Ein anderes schreiben auf dißes folgen werde, dan der weg weit,
25.die botten rahr, die arbeit gros, bis das ich Ein örtlein finde und Ein tisch
1. darauf zu schreiben, iedoch wirdt an meinem fleis und schuldigkeit nichs Ermanglen,
2. auf das baldist ausfiehrlichen bericht zu Ertheilen. wirdt mich Hiermit Höchst Er-
3. freüen, wan diße wehnige zeilen die F.r mutter, J.r bruder, liebste geschwist-
4. rige Samb allen lieben angehörigen werdt in besten wohlstand antreffen,
5. welchen allen Mich schuldigister maßen anbefelche, und winsche, das Sie Sich meiner
6. nit vergeßen in dem hl. gebett, dennen ich auch allzeit gedencke. der J.r
7. bruder laße mich befolchen Sein in Seiner Hochschezbaren günsten und wölle
8. mich Ebenfals der F.r mutter und allen übrigen nebst freintlichister begrießung
9. anbefelchen Guadiána in america 1. Augusti 1731.
Praenobilis ac Strenui D. Fratris
frater addictissimus
Philippus Segesser S.J.
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Ohne Ort, ohne Datum [geschrieben auf der Reise nach San Ignacio 1731] (Neg. 52015)