Neg. 51862 – Neg. 51867

Neg. 51862

PA 437/586

No. 21

Praenobilis Dne Frater ec.

 

1.    Es wirdt der J.r Bruder zu gnügen verstehn die ursach, warumb ich Ihme der F.r mutter Brieff Einschließe

2.    weil Er schon andere mahl Selbe von mihr vernommen. kan also der J.r bruder nach ablaßung des Selben,

3.    weilen Selber Ebenfals für Ihne vermeinet, und deßenthalben nit verschloßner geschickt wirdt der

4.    zeit, gelegenheit und dem papier, So allhier zimblich rahr, zu verschonen, der F.r mutter nebst

5.    meiner kindlichen Empfellung überlifferen. Anderes, nebst deme, was ich schon in dem Selben

6.    geschriben, fallet nun iez für dißmahl nichs mehr Bei, weil ich Ein ausführlichere beschreibung

7.    aus mexico, die mein reis und andere Sachen berühren wirdt, zu schicken gesinnet bin.

8.    Es wirdt der J.r Bruder in dem lesteren, So ich durch Einen Engellender von Hieraus geschickt,

9.    verstanden Haben, wie übel die assogues-Schiff in ihrer reis, welche nacher mexico vorigen

10.Sommer und wir Ebenfals Hatten mit fahren Sollen, Seien zugericht worden; aniezo berichte ich

11.noch einige umständt, die ich vernommen von ienen Selbsten, die darbei geweßen, und neülich

12.mit Eben Selben schiffen Hier angelangt an dem Sambstag vor dem palm-Sontag und wir den

13.weiteren befelch von Señor Torres als jefe de esquadra, der Selbe gubernierte, Haben Erwarten

14.mießen. Eine täg zu vor als dißeß wetter diße schiff Ergriffen, ist auf Ein abent der ganze horizon

15.rings Herumb um die schiff nit anderst als in völligen feür oder illumination gestanden, und Ein

16.getös in dem mehr vermercket worden also zwar, das die fisch dennen schiffen mit forcht also

17.zu Sagen Heüffig zu geEihlet, und Sie von den marineris oder schiff leüthen mit den Henden

18.Hauffweis Haben können gefangen werden, ia Einige Selbsten Sich in die schiff geschwungen

19.Haben. welche begebenheit als dennen schiffenten bisHero niemahl vorfallent, Ihnen

20.billiche forcht verursachet Einer bevorstehenter grosen turbonaden, wie Sie auch nach-

21.mahlens Erfahren. nit nur allein Haben die Franziscaner ihre Sachen in das mehr

22.werffen miesen, Sonder weilen Einige Sich schon fertig auf das schwimmen, in fahl das schiff

23.scheiteren Solte, gehalten, Haben Sie Hiermit auch Ihre kuten allein mit Einem Hemmet oder

24.leintuch bedecket, verlohren und in das waßer geworffen, das Einige in Vera-cruz mit

25.Soldaten kleideren angethan die Erden Haben besteigen miesen. das waßer steigete an

26.allen vier Seiten über das schiff hinEin also zwar das von dem Höchsten an als Señor Torres

27.und Erzbischoffen bis auf den understen alle genötiget worden die bomba oder pumpen

28.in die händ zu nemmen uem tag und nach durch vier der gleichen pumpen das schiff um etwas

29.von dem waßer zu Entladen. auch So gar ist in Einem schiff der Timon oder wie man bei uns

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1.    Sagt, die thür oder steür ruder verlohren gangen nebst allen Seglen und Etlicher stucken ec.

2.    Behütte uns gott vor dr gleichen zufähl ! Heürige iahr Seint Ser vil schiff hin und wider zu grund

3.    gangen. Erst kürzlich leidete ienes schiff, welches die Segel-Bäüm für die neüe schiff, die man hin

4.    machet durch Einen sturm in grose gefahr gesezt worden, und wirdt iezund genöttiget die verlohrne

5.    mastbäüm für Sich Selbsten zu zuberiten, Ehe Es könne die andere herführen, und ursach ist, das

6.    die assogues spath von Hier nacher spanien aufBrechen werden, und Hiermit Eben dißer brieff

7.    als durch Eben diße gelegenheit an Sein Erwinschteß zil gelangen wirdt.

8.    Ich hoffe der J.r bruder werde Ihme under deßen die bitt wegen dennen handamplen Haben

9.    laßen anbefolchen Sein. maßen ich Selbe mit großer Hoffnung Erwarte.

10.wans die gelegenheit gibet mit Herren Empascedor zu reden. wölle der J.r bruder mein un-

11.der denigste Empfellung ablegen, und So fern Solche Etwan mit Herren Erzbischoffen oder

12.Anderen in mexico oder Herumligenten orten correspondieren Solte, Selben nit allein

13.Ersuchen, das Er mich Selbem anbefelchen oder recomendieren wölle, Sonder mihr andeüten

14.wie das ich Solcher erwinschter occasion gebrauchen könnte, meine brieff durch Ermelte gelegen-

15.Heit zu Empfangen und zu überschicken ec.

16.zweiffle nit, der J.r bruder mit den Seinigen, dennen allen und Sonders der F.r geliebten,

17.ich mich Empfelle, werde fleisig meiner gedencken, gleichwie ich Seiner gedencken und Sonders

18.Heüt, da wir das Fest des hl. Josephs in der kirchen begehen, So auf Heütigen tag allhier trans-

19.feriert worden. wan wir nit diße wochen werden abreisen, So wirdts gewis die nechste

20.Erfolgen, So anderst die wind uns aus dem port werden hinaus laßen, die durch dißes ganze

21.monath Ser guth für uns geweßen wären. diße reis über das meer, wans kein unglück dar-

22.zwischen kommet, oder die calma oder windstille was darEin machen wirdt, wirdt So lang nit

23.währen, und Hoffe auch mit meinem Eingewurzleten übel Selbe leichter zu übertragen.

24.nechstens Seint von Einem schiff capitan, So mit dennen assogues kommen, alle missionary

25.stattlich tractieret worden, weilen aber die malzeit auf Einer peninsula gehalten worden,

26.hab ich auch diße köstliche speisen lieber nit verkosten wollen, als mit gefahr des zu ruck kommenten

27.äckels Solchen lust zu biesen. Bin hiermit mit zwei briederen allein aus dennen Eingeladnen

28.zu haus verbliben. Havana 3. Aprilis 1731. Comendo me in favores fraternos

Praenobilis Dni Fratris

frater addictissimy

Philippy Segesser S.J.

 

1.    P.S. wies den Franzcisconerren Ergangen,

2.    also hats die angehörige der Herren

3.    Erzbischoffen, wie auch dißen Selbsten

4.    iene gänzlich, dißen aber in etwas

5.    getroffen ec.

 

Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Tepotzotlán, 18. Juni 1731 (Neg. 51864-51865)

 

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No. 22

Praenobilis ac Strenue Dne. Frater

 

1.    verwundere Sich der J.r Bruder nit mit der F.r mutter und übrigen

2.    geschwistrigen, das ich von so weit Entlegen So wehnig und kurz schreibe.

3.    da ich schreibe nit meiner federen, noch wehniger in mexico, dan So

4.    lang ich al dorten geweßen, Hab ich so viel nit gehabt, auch dißes wehnige

5.    zu schreiben, theils weilen ich nach glücklicher ankunfft all dorten bald

6.    darauf mit Einer starcken und Hizigen catarren auch mit entzündung beider

7.    schinbeinen zu bett-zuligen bin genöttiget worden, theils nach befreiung

8.    dißer üblen, mit gegenwertiger reis notwendig beschefftiget worden

9.    in Einkauffung notwendiger Sachen, So Sich auf treihundert thaler, ohne

10.den kirchen gereth, welcher von dem könig angeschafft worden belauffet,

11.hiermit genötiget worden auf der reis nach meiner meiner mission, (welche

12.mihr von Bischoff zuGuadiána, wohin ich iez reise und ungefähr 100

13.und 80 meil von mexico liget, wirdt assigniert werden,) zu schreiben.

14.wie gesagt, bin ich ganz wohl in mexico oder zu Guadalupe Ein stund

15.vor mexico von dem P. Provincial mit gröster freid Empfangen worden

16.dan bis den dißes orth Er uns Engegen kommen. Guadalupe ist Ein wohlfart

17.Eines gnadenreichen Frauen bilds, deßen aufkomme ich in Einer

18.vacans-Comedi zu Haal Einiger maßen prahcetiert Hab, und Heüt früh

19.für glückliche reis zu Erhalten bei deren bidnus meß geleßen und

20.aller lieben angehörigen fleißig gedencket. Zu mexico Hab ich

21.den P. Antonium Balthasar angetroffen, welcher mihr  Ser nüzlich

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1.    und wohl an die Hand gegangen. Er ist nit mehr in der mission wegen blödig-

2.    keit der augen, thut aber in mexico So vil gutes, als wan Er in einer

3.    Ser schweren mission wäre. ich bin (wie ich nit kan zweifflen) durch

4.    sondere schickung gottes von dem P. Provincial auf begehren des Bischoffs

5.    zu Guadiána auf Eine neüe mission, wohin bisHero niemahl ein Jesuiter

6.    kommen, wie noch zwei teüsche Einer von der östrreichischen der ander aus

7.    der böhmischen Provins auf der gleichen zwei andere missiones die Heiden

8.    zu bekehren, verordnet worden. Soll Sich über Guadiána mehr dan über

9.    500 meihl Erstrecken. die mushlen die Heiden zu taufen Hat der könig

10.wie vil andere kirchen geschir von Silber machen laßen, müßen alles

11.neües für die kirchen, So ich werd bauen mießen, mit uns nehmen.

12.gott begleitte uns auf So weitem und gefährlichem weg, und meine liebe

13.angehörige betten für mich. was trost ist dißes, auch nur Einen Heiden,

14.wil nit sagen ganze thäler und Berg, zu dem wahren glauben zu bekehren

15.und gott zu gewinnen ? mehr Hab ich iez nit zeit zu schreiben, Es wirdt

16.bald ein lengeres folgen, gester Haben wir vernomen, das P. Francis-

17.cus Stäz für unser General Seie Erwöllet worden. Eins mus ich noch

18.melden: der Bischoff zu Guadiána Hat keine andere als teüsche für die

19.neüe missiones Haben wöllen. meiner F.r mutter mein schuldigiste Empfel-

20.lung wie auch allen übrigen geschwistrigen und befreinten.

21.Sonderbar Empfelle ich mich in die brüderliche günsten aus Tepotsot-

22.lan Ein ort 7 meihl von mexico 18 Juny 1731.

Praenob. ac. Stren. Dni. Fratris

frater addictissimus

Philipp Segesser. S.J.

 

1.    P.S. obwohlen liederlich

2.    geschriben, wirdt dannoch guth Sein

 

Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Durango, 1. August 1731 (Neg. 51866-51867)

 

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No. 23

 

Praenobilis ac Strenue D.ne Frater, ec.

 

1.    Obwohlen ich gesinnet von Hieraus Ein weitläuffrigen Bericht meiner

2.    So langwierigen reis zu Ertheilen, wirdt ich genötiget, meine federen Einzuhalten,

3.    und daß gefaßte vorhaben auf eine beqwemmere zeit zu verschieben, aus ursach, weilen

4.    Herr Bischoff allhier aus Seinem grossen Eiffer und begirt dennen unglaubigen Heiden

5.    zu Ihrem heil zu helffen mihr nit mehr zeit gestattet, als Höchst notwendig mihr um

6.    Einige Sachen umzusehen, die mihr tauglich Heüßer und kirchen zu Erbauen. Zu

7.    deme laßen Hiesige grösere Herren mihr wehnig ruh, die tägliche tagzeiten zu voll

8.    enden, welche gleich gegen Besuchungen Erforderen, und Hiermit die zeit zimblich

9.    verkürzeren, iedoch nit ohne mein und meiner gesellen notwendiger Beihilff.

10.Es wirdt der J.r Bruder von Havana aus, Einer Insel, in welcher wir angelandet

11.in unserer schiffart von Cadiz nacher Vera-Cruz, item Ein anderes von mexico, wie

12.ich Hoffe, underdeßen Empfangen Haben und daraus kurzen Bericht vernommen, was

13.Sich bis auf Selbige zeit Ereignet. Von mexico, von dannen wir den 17 Juni abge-

14.reiset, und allhier in Guadiána den 19 Juli angelanget, bin ich, gott Seie lob !

15.zimblich glücklich und unglücklich geweßen, glücklich, weilen ich nach Einem streich,

16.(So mihr mein maulthier ober dem knie versezet, und Hiermit mein Sack-uhr,

17.So mihr iezund grosen mangel verursachet, auch in dißen landen keine uhr, noch uhr-

18.macher zu finden, verschlagen auch mich untauglich gemacht zu reiten, und Hiermit von-

19.nöten geweßen Eine gutsche oder forlón von Sacatécas der nechsten statt zu schick-

20.en meine reis weiter fort zusezen,) ich bin ganz frisch und gesund Hier ange-

21.langet, und mehr nit als in Biegung meines fues noch Einen schmerzen Empfinde, So

22.nach und nach auch vergehet. auf der reis Hab ich Einen aus meinen gesellen Pem. Ig-

23.nacium Köller aus der bömischen Provins in Sacatécas wegen bestendigen durch-

24.bruch, mit deme Er von mexico bis dorthin belestiget geweßen, gelaßen, bis

25.dahin aber nit nachgefolget ist. darumben auf befelch des Herren Bischoff der

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1.    P. Caspar Stiger aus unser Provins, welcher ohngefehr, und wie ich wohl mutmaßen

2.    kan, nit ohne Sonderanordnung gottes, auf Hier verihret, dan Er auf Ein andere

3.    mission verordert, nacher caretschiki Hatt reisen Sollen, Hier aber von R. Pe.

4.    Rector und Herren Bischoffen bis auf die neüe missiones zu reisen befelchet

5.    worden, welches mihr So wohl als Ihme zu Einem Sonderen trost gereichet.

6.    in unser ankunfft Hat R. P. Rector uns in Einer gutschen mit Sex maulthier, So nit

7.    schöner konnten gemahlet werden Eingehollet; morgen wirdt Herr Bischoff auf

8.    gleiche weis durch Eine Seiner nechst befreinten auf weiteren weg und begleiten.

9.    die übrige reis Erstrecket Sich auf 4 bis 5 Hundert stund noch von Hier aus, und

10.weilen der weg wegen der wilden Indianeren unsicher, wirdt Leibwacht der

11.Soldaten da und dorten nit Ermanglen. grose Sorg und vorsichtigkeit traget

12.Herr Bischoff für uns, und blecket nit Eine Summa von 8 Hundert Thaler, So wegen

13.notwendigen Sachen aufgewendet. Es ist aber zu wißen, das was in Europa in

14.theüschland Ein Halben gulden kostet, Hier bes 4 bis 5 thaler kostet. Ein anderen

15.guten freind Hab ich auf recommendation Patris Antony Balthasar Hier bei

16.Einem Jesuiter als Professor Philosophie angetroffen, welcher Mitlest Seiner

17.Befreinden mihr Ein pfert, Ein mauthier, zwei reis kisten, Ein aróba oder

18.25 pfundt tschokoladen, Einige zinnerne thäller Sambt anderen minutien

19.freigebig Hat geschencket. Hab aber nit vergeßen von ienen Sachen, welche

20.die F.r mutter und liebste geschwistrige mihr geschicket, Ihme zu bereichen, gleich

21.wie gegen Herren Bischoffen und anderen geschechen, dan die schanckungen So

22.notwendig als angenehm bei dißer völlckeren angewendet werden. alles will

23.beschencket Sein obwohlen Sie kein titell vorzuwenden wißen. Ich weis nit

24.wie bald Ein anderes schreiben auf dißes folgen werde, dan der weg weit,

25.die botten rahr, die arbeit gros, bis das ich Ein örtlein finde und Ein tisch

1.    darauf zu schreiben, iedoch wirdt an meinem fleis und schuldigkeit nichs Ermanglen,

2.    auf das baldist ausfiehrlichen bericht zu Ertheilen. wirdt mich Hiermit Höchst Er-

3.    freüen, wan diße wehnige zeilen die F.r mutter, J.r bruder, liebste geschwist-

4.    rige Samb allen lieben angehörigen werdt in besten wohlstand antreffen,

5.    welchen allen Mich schuldigister maßen anbefelche, und winsche, das Sie Sich meiner

6.    nit vergeßen in dem hl. gebett, dennen ich auch allzeit gedencke. der J.r

7.    bruder laße mich befolchen Sein in Seiner Hochschezbaren günsten und wölle

8.    mich Ebenfals der F.r mutter und allen übrigen nebst freintlichister begrießung

9.    anbefelchen Guadiána in america 1. Augusti 1731.

Praenobilis ac Strenui D. Fratris

frater addictissimus

Philippus Segesser S.J.

 

Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. Ohne Ort, ohne Datum [geschrieben auf der Reise nach San Ignacio 1731] (Neg. 52015)