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1. in lucern, und So vil ich bis dahin gesehen, wohl aufgesezt ist, überschicket. Hoffe Er
2. werde fleis anwenden, das dißes kurze schreiben werde sicher über lifferet werden.
3. Hab nit mer zeit zu schreiben. befilche mich in aller grosen günsten und gnaden Sonderbar
4. meiner liebsten F.ren mutteren und J.r Bruderen, welche alle gott wölle gnädiglich Er-
5. halten in bester gesundheit und wohlstandt, bittent das sie meiner niemahl vergeßen,
6. damit gott mir gebe Seine gnad gemes meinem beruff in dißen mühseeligen arbeiten
7. zu leben und nach Seinem göttlichen willen zu sterben. aus Tecoripa den 15
8. Juny anni 1738
meiner Hochgeertisten F.r mutter und J.r Bruderen
gehorsamister Sohn und getreüister bruder
Philippus Segesser S.J.
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. San Francisco Borja de Tecoripa, 13. August 1741 (Neg. 52001-52002)
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[No. 13]
HochwohlEdl=Gebohrner J.r Bruder ec.
1. Dißes schreiben dinet für nichs anderes, als das ich meinen liebsten befreünden nachricht
2. gebe über folgente stuck: 1. Hab ich kein schreiben Empfangen mehr dan zwei Jahr Her, aus ur-
3. Sach vileicht des kriegs, So zwischen spanien und Engeland Erstanden. 2. aus Eben dißer ursach
4. Erfahren wir in dißen landen Ein ungemeine theürung aller sachen, und findet man nit Ein blet-
5. lein papier, auf welchen zu schreiben, wie ich dan dißes gegenwertiges und anderens, so notwendig zu
6. schreiben, aus Einem buch, so ich, für Sachen aufzuzeichnen, schon Einige iahr Her gekaufft, Hernimme,
7. und mir dienen mus. 3. bin ich ser begirig zu wüßen, wie sich meine liebste Frau mutter, ge-
8. schwistrige, Herr Secretari und andere befreinte sich befinden ? 4. In was für Ein standt, ambt oder
9. würde sich befinde mein J.r bruder ? 5. wer in der keiserlichen würde dem verstorbnen keiser ge-
10.folget ? 6. in was für aufstand die löbliche Eigenschafft sich befinde ?7. was für Patres in unser
11.Provins regieren, leben oder gestorben seint ? wo sich auf halte unser P. Burchart geweßter Provin.l
12.welcher P. Mayr nacher Rom abgereiset der P.er Joseph oder P. Antoni mayr ? anstatt des P. Hallaur.
13.8. Hab ich Empfangen Ein schreiben von dem R. P. Aman, Hab Ihme auch geantwortet nacher münchen.
14.9. gibe ich nachricht, wie das wir in dißen landen, und Sonderbar ich, ungemeine zufehl Erfahren.
15.in meinem Einen schreiben Hab ich geschriben, wie das diße Indianer Pimas bachas (: bajas . ) ge-
16.nant alle zu gleich in trei underschidlichen begebenheiten Sich wider den Catholischen glauben auf-
17.gelehnet, und mihr unbeschreibliche arbeit gemacht, widerumb auf den rechten weg zu bringen,
18.wie ich dan alsdan mit der hilff Gottes den glücklichen ausgang gesehen, und Ihren falschen
19.gott offentlich in meinem vorhoff in gegenwart alles volck, spanier und Indianer verbrönet ec.
20.10. wehnig zeit Hernach Hat der höllische feind Ein auf gleiche weis zerstöhrung angestimnen aus ge-
21.legenheit Eines ungemeines regen wetters, welches alle Heüßer, weil solche aus Erden gebauet,
22.und sonderbar das meine sambt der kirchen zu grund gerichtet, und mich genötiget befunden
23.under dem Heiteren Himel under Einer stroh hütten mein aufenthalt zu nemmen, bis das ich auf Ein
24.neües gebauhet und verbeßeret, was möglich geweßen. Die nüzliche feld Erden Haben die flüs
25.in allen orten fast alles Hinweg getragen, und nichs als stein und sand hinderlaßen. auf diße
26.gelegenheit streüete Ein zauberer under den Indianeren aus, das die welt zu grund gehe, allein
27.iene seien ausgenommen, welche in gewißen orth (: dißes ware in Einem meiner dorffschafften)
28.sich wurden verfügen, und volziehen, was Er ihnen befelchen wurde. auf welches das volck die
29.dörffer verlaßen, und Sich mit gröster gefahr ihres lebens in die reisente flüß gestürzet,
30.darmit an das andere gestatt zugelangen. Hatte auch mit Seiner zauberkunst also betöret, das
31.Sie in ihne glaubeten, absonderlich, weilen Er Einen stecken in die Erden gesteckt, und Eüer[?]
32.aus Ihne befolchen, das Er ihne heraus ziehete, und da Er solches tate, ist Ein arm=tick waßer
33.Heraus geschoßen, welches zum öffteren geschechen. ich Hab dem bös wicht nachgesezt, weil Er aber
34.von mihr nachricht bekommen, hat Er sich in die flucht begeben, und bis auf heütigen tag ist Er
35.noch nit Erschinnen, obwohlen ich als dan das volck widerumb zu ruck gebracht. 11 kaum hatte sich
36.diße Histori geendiget. fangte an vor Einem Ihrer um die österliche zeit Ein weit gefährlichers
37.feür auf zu wallen, welches die ganze Provins in die gröste gefahr gesezet. ungefähr zwei iahr
38.Her, Seint zehen oder zwölff Indianer Jaquis (Jakis) genant nacher mexico gereiset
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1. damit Sie mit dem Vice=könig Einige klagen abhandleten, und zugleich mit versprechen den tribut dem kö-
2. nig zu bezahlen ihnen Einige freiheiten zu wegen brugenten. Sachen, welche dem schein nach kein sondere
3. bosHeit in sich halten. der ausgang lehrete uns ganz das widerspil, und gibet zugleich uns zu erkennen wie
4. schlauch der Indianer Seie. der fornembste dißer Indianer laße Ein befelch nach sich, das wofern
5. Er nit von mexico zu ruck komete inerthalb zweien iahren, das sie sich auflehenten wider die spa-
6. nier und Patres missionarios ec. welchen befelch sie Ehnder, als die zeit Erforderet, volzogen.
7. und obwohlen gemelte Indianer schon in der zu ruck kunfft waren, das ganze land mit feint-
8. seeligkeiten angefüllet. Dißes volck ist unzalbar, und meine benachbarten. Haben gleich in
9. der still meinige, Ihnen in ihren bösen vorhaben beizuspringen, verführet und ausgewicklet
10.und alles nach Ihrem bösen vorhaben zum grösten schaden, Ehe das man Ihnen widerstehn kunte zu
11.Einem üblen End gebracht. nichs desto wehniger fanden sie in meiner behausung, nach dem
12.ich Einige spanier und Soldaten aus dennen vestungen in der Eil erhalten, Einen
13.tapferen widerstand, und obwohlen Sie zweimahl mer dan 2000 Indianer wötent
14.angeruckt ec. in die flucht getriben worden mit verlust vilen der Jenen, und auf unser
15.seiten mehr nit dan Einer, obwohlen nit mehr dan 30 personen wahren, die widerstandt
16.gethan ec. ich schreibe diße begebenheit auf das allerkürziste, weil der, welcher dißes schreiben
17.nacher mexico traget, schon zu pfert sizet. und so fern möchte nachricht gelangen nacher Haus,
18.das die Indianer mich umgebracht ec. wie der ruff in dem land ausgangen, das sie mein wohl-
19.stand gott anbefelchen, dan obwohlen in dißer aufruhr Einige Patres gestorben wegen
20.dennen unbilden und üblen verfahren der Indianer, auch alle, Einen anderen ausgenommen,
21.welchen ich da Er mein Haus beruffen, sich in die flucht begeben, Hab ich dan widerstandt
22.gethan und alle nötige beihilff durch schreiben und arbeiten zuwegen gebracht, wie dan
23.die spanier gloreich überwunden, obwohlen die redelführer abzustraffen annoch kein
24.Endt genommen, und ich mit leib gward versehen kein stund sicher bin, das sie nit auf
25.Einige zeit und seiten heraus brechen. Hoffe, das mit der hilff gottes alles werde verbeßeret
26.werden. und ich nach allen umständen die sach überschreiben wirdt, weilen Einige besonder-
27.liche begebenheiten sich zugtragen. und annoch zu tragen ec.ec. bitte auf das inständig-
28.iste, Sie wöllen mich und alles gott anbefelchen. 12. Eben in dißem iahr Haben die Apaches
29.(: apaches . ) mein besten freündt den Herren Haubtman Don Juan Baptista de Ansa umge-
30.bracht. welches ich ser betaure. aus mühseeligkeiten gemeltes kriegs und aufruhrs der
31.Jakis ist der P. Antoni Martini, als Visitator gemelten Jakis gestorben, welcher
32.zugleich mit mihr in Ingolstatt gestudieret und von Trient ware. bitte nachricht zu
33.geben unseren Patribus in dem Collegio ec. mus abkürzen, mein freintlichen grüs an alle.
34.auch an die geliebte Jugent ec. Tecoripa 13 Augusti anni 1741.
meines J.r Bruders getreüister Bruder
Philippus Segesser S.J.
1. perdon, si ai foltas, no puedo bolver
2. á leer.
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. San Francisco de Tecoripa, 27. Juni 1742 (Neg. 52004-52008) [zeitgenössische Abschrift von anderer Hand]
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[No. 15]
Revme. Praenob. Dne. Patrue Dne. Canonice Inspector ac Secret Dne. Calme.
1. Deus scit, quantum solatium, quantúmqs stimulum in Missionibus Coloriesis[?] Deservien-
2. di trinae illae gratiosae manu Praternitatis Vestra exarata, rebus situ admodum dignis plena,
3. attulerint. Siquidem usque in hanc horam, in qua omnes tres justitia mihi traditi sunt, nihil
4. magis scire optavi, quám felicem illam salutis, vivendíqs normam, quam Vestra Paternitas
5. mihi communicare in suis dignata est. Deus ter O. M. conservat suam Paternitatem ad majo-
6. rem suam gloriam, nostrorúmqs omnium maximum tamqs neccesarium solatium, utpote
7. verus Pater totius nostra familia addictissima, obligatinináqs, sicuti optimé conosco,
8. aestimo, amóqs. Pro singulari beneficio habeo preciosa munera, qua liberalis pater-
9. nitatis Vestra manus transmisit mihi, qua hisce in locis, quemadmodum in toto orbe
10.plurimi aestimantur. Deus remuneret Vam. Paternitatem infinita sua benedictione.
11.ego aliter respondere pro tantis mihi, meísqs praestitis beneficys non possum, quàm labor-
12.ibus meis, qui vix orationi tempus aliquod conceduet, sicuti in adjunctis videre est,
13.quas toties promisi, et Dominationi Vra. mittere statui; non ut imprimantur, quia tantis
14.sumptibus non sunt dignae, Sed solùm, ut Vra. Paternitas inter familiares parietes illes legat,
15.errorésqs supleat prudenti sua patientia; quia est opus imperfectum, subitancum, quod
16.neqs relegere propter temporis penuriam potui. Nihilominus facile erit, ubi deficit
17.sensus, adjunctis literis vel verbis necessarys divinare, quid velim. Si negotia tam
18.copiosa mihi non abstulissent tempus, descripsissem, ínqs meliorem formam transpo-
19.suissem. Ignoscat Vestra Paternitas molestia, paucis abhine diebus misi alias, quare
20.has concludo, finióqs, cùm sciam Pater te. Vestram plurimis negotys occupatissimam.
21.Solùm quod rogo est, ut Dominatio Vestra me hableat praesentissimum in suis pater-
22.nis favoribus et SS. Missarum Sacrif.ys ut Deus mihi in istis regionibus multiplicare
23.dignetar patientiam sumopere necessariam, quam impetrare spero Dominationis
24.Vestra apud Deum suffragy. Tecoripa 31 July 1737
Rev.mi Praenobis. Dni. Canoniy ac Patry
Nepos indignus et in Chró servus infmy
Philippus Segesser S. J.
1. Salutem plurimam impertio duoby
2. DD. Sognatis Canonicás quemadmodum
3. Rev.mo Dn. fratri meo Ec.
Brief an die Mutter Anna Maria Catharina Segesser, geb. Rusconi und den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. San Francisco Borja de Tecoripa, 15. Juni 1738 (Neg. 51997-52000)
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[No. 17]
Hochwohlgebohrener Junckher Bruder ec.
1. Die uerharrende feindseeligkeiten zwischen spanien und Engelland haben mir die
2. sehr erwünschte nachrichten uon meinen liebsten freünden, bekandten und Vatter=
3. land mehr mehr dan zwey iahr här uöllig entzogen, also zwar, das ich kein einiges
4. schreiben empfangen uon Europa, weis also nit, ob villeicht meine liebste Frl.
5. Mutteren, oder andere befreündte das zeitliche gesegnet, und sich in der ewigen
6. ruch (. Wie ich uerhoffe .) befinden. Zweiffle nit mein J.r Bruder habe mir die
7. uerlangte nachricht ertheilt, die brieff aber seyen uerlohren gegangen, gleich dennen
8. meinigen, so fern Sie bishero nit angelangt seynd. beliebt es Gott, das diese
9. kurtze zeilen anlangen, welche ich dem Patri Joanni Antonio Balthasar anbefilche,
10.damit sie mit denen PP.by Procuratoribus durch Rom desto sicherer mögen anlangen.
11.Wünsche von Hertzen, das alle liebste angehörige sich in geliebter gesundheit zu=
12.stand, an welche alle mein liebster J.r Bruder mein freündliche grueß nach geleg=
13.enheit und umbständ uermelden wollen. In disen zwey iahren hab ich all=
14.Hier große müehseligkeiten übertragen müeßen, und scheinet, das sie sich würcklich
15.uerdopplen. Nachdeme gleichsamm ein neüwer sünd=fluß alle meine dörfer, ia die
16.gantze Erden weit und breit herumb mit stein und sand angefüllt, die aus erden
17.gebauwte häüser abgeschleiffet, wie ich schon uon disem nachricht gegeben zu haben uermeine,
18.reißete ein ein sehr große hungers noth, und pestilentische kranckheit, welche sehr
19.uill in die andere welt überlifferet, und bis heütigen tag annoch dauret. Zudemme
20.haben meine nachbauren Indianer Jakis genannt die waaffen ergriffen, und eine
21.allgemeine auffruehr uergesellschaftet mit meinen pfarr=kinderen (. welche schon
22.zum dritten mahl sich sich widerstennig erzeigen in der zeit, so ich mit ihnen wohne .)
23.denen Pimen genannt, uerursachet umb desto mehr gefährliche, umb wie uill mehr der
24.feinden sich befanden, als der freünden. hätte uill zu schreiben, wan mir nit die zeit
25.ermanglete, kan seyn, das ich in anderer gelegenheit mich uerlängere; Zweymahlen
26.seynd gemeldte Indianer feindlich allhier in Tecoripa eingefallen (. nachdemme sie uier
27.dorffschafften, so under meine sorg gehörig, uöllig uerheeret, die kirchen beraubet,
28.die altär zerstöret, und der heiligen bilder in stuckhen zerbrochen, Vich und pferdt
29.sambt dem getreyd uöllig auffgezehret .) haben aber durch meine uorsichtigkeith
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1. allhier widerstand gefunden beydemahl und mit uerluest einiger der seinigen
2. in die flucht begeben. Wan die Oberen mir anfangs geglaubt hätten, wan ich
3. ihnen nachricht gegeben, so wohl die weltliche als die meinige, hätte ich nit so großen
4. schaden erlitten. mit der zeit haben sich 200. soldaten hier uersamblet uon
5. spanischen volck, seynd aber würcklich in dem anruckhen der feinden mehr nit
6. dan 40. gegenwärtig geweßen, welche sich mehr dan 2000. Indianeren haben müeßen
7. entgegensetzen, und wie gesagt, endlich überwunden haben. Die Jakis haben
8. uermeinet, es werde Ihnen soglücklich gelingen in Tecoripa, als wie ihnen ergangen
9. in seiner selbsten erden, in welcher Sie als wie ein brünnendes feür alles ihnen
10.eigen gemacht, die Spanier in gegenwarth ihrer weiber in stuckhen zerhackhet,
11.die weiber zu ihren unzuläßigen gelüsten mit sich gefüehrt, blos und nackent
12.für seine Sclaven mißbrauchet. In einer begebenheit haben sie 30. Soldaten gähling
13.überfallen, der kleider, waaffen und nahrung beraubt, an die bäüm angebunden,
14.und mit geisel=streichen also empfangen, das sie für mehr todte als lebendige ge=
15.halten worden, mit uermelden, das sie ihrem haubtmann nachricht gebeten, das auf
16.gleiche weis ihme ergehn werde ec. welches ihm hätt geschehen können, wofern auf
17.diser seithen sie nit hatten widerstand gefunden, und wofern ich, gleichwie die Patres
18.Missionary gemeldter Provinz Jakis und Mago mein Mission uerlaßen hätte, und
19.geflohen wäre. das zihl gemeldter Indianer ware geweßen, das sie alle Spanier aus=
20.reüteten und sie auf ihre alte weis lebeten, und darumb, obwohlen sie die Patres,
21.so sie gähling gefangen, nit getödet, so übell aber gehalten, das zwey wegen
22.müehseeligkeiten und hochen alters gestorben, auch endlich sich beschloßen, Ihnen allen
23.das leben zu kürtzeren. Haben großen lust gehabt mich zu fangen, mit sich zu
24.füehren, damit ich sie im widerstehen underweisete, weilen, wie sie uermeineten,
25.und sagten, ich ein kriegerisches gemüeth erzeigte, einfältig indemme und unwüßend
26.zu underscheiden, was uorsichtig seye, und bluet=begirig, so in mir kein platz finden kan.
27.Hätte auch leicht geschehen können, wan nit ein uertrauwter Indianer, so sie haben
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1. gefangen gehabt, einen uon den meinigen und ihnen entrunnen, mir solches ange=
2. zeigt, das ich mir habe uorsehung machen können. Obwohlen nachmahls die meinige
3. selbsten die eiffrigste gewesen, so gahr das die ienige bueben, so ich dem haus als
4. weisling ernehret, uon dem kirch=thurn die pfeil auf den Commendanten und Soldaten
5. abgeschossen, und so fern ich nit wurdefrüeh morgens aufgestanden seyn, wurden
6. die spanier sich nit uon ihrem beth erhebt haben, dan so gahr die leibwacht den feind
7. nit uermerckt hat, bis ich aufruehr erweckt, da der feind schon durch die haus-porten
8. eingetrungen, und einen aus meinen liebsten knaben nidergeschoßen mit einem
9. pfeil in mitte des leibs. alsdan haben sich die Spanier in ihren schlaf=hoosen ohne
10.schueh und strümpf dapfer gewehret, und den Sig daruon getragen, obwohlen die
11.uerletzte nachmahlen mir genueg zu thuen gegeben, und ich ein diener aller worden
12.bin. Biß siben monath lang haben bey meinem tisch täglich zu mittag und zu nacht
13.geßen und frueh-gestucket 18 bis 22 grösere gäst, die übrige mehr als 50 persohnen
14.uon meiner kuchell und auf unkosten 5 monath (. bis befelch uon Mexico kommen,
15.das sie aus ihrem sold sich uerkösten sollen : ) 1[.?.] soldaten alle spanische leüth sambt gemeldter
16.soldaten aus der übrigen Patrum Missionariorum beyhilft mit mehl und uon geträyd und
17.Türckhen=korn uorgesetzt worden. das fleisch gabe ich allein für alle sambt liecht und
18.feür, wie man zu sagen pflegt. Mehr dan große stuckh Vich ohne die kleine=
19.re haben sich auffgezehrt; überhaubt zu sagen, hat mich dise rebellische aufruohr mehr
20.dan 30000. spanische thaler gekostet nach der geringeren schätzung, obwohlen ande=
21.re Missiones auch nit wenig gelitten. Ist bis heütigen tag noch nit alles gestillet,
22.und weis ich nit, wan meine Indianer durch andere, als durch sich mir uerrätherischer
23.weis uon disem leben abhelffen werden; dan der der beste zu seyn scheinet, ist
24.der gefährlichste, hab umb ein andere Mission angehalten, damit ich einige zeit
25.in etwas ruheten, es scheint aber, als wöllen die Obere mir die arbeith verdopplen.
26.Zu deme ist die gantze erden in einem sehr üblen stand, lauther armseeligkeithen,
27.und umb und umb mit feinden sonderbahr sogenannten Apasches (. apaches .) ange=
28.füllt, welche großen schaden zuefüegen und uor wenig tägen den Pater Casparus Stiger
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1. wurden gefangen, oder umb das leben gebracht haben, wan nit die Indianer mit
2. Streiten, so er mit sich gebracht, ihme hätten gelegenheit gemacht, sich mit der
3. flucht zu erretten ec. ec. Aus ursach der zeitungen so bis hiehar angelanget,
4. scheinet das in Europa sehr bluetig müeßte hergehn und werde die Römische Cron
5. uill streitens kosten: der J.r Bruder berichte mich uon disem und allem anderem
6. sachen, so er erachtet mir gefällig zu seyn, zu wüßen. In dem monath Mertz
7. Haben wir ein sehr großen Comet-stern auff seithen der sonnen auffgang
8. in der früöhn gesehen, welcher sich nach und nach dem Nord-Stern genächeret,
9. und alldorten sich uerlohren. Ein anderer ist gesehen worden das uorige iahr
10. bey nidergang der sonnen, ware aber bey weitem nit so groß wie der lestere.
11. Sehr uill leüth hat die pest von diser erden hinweg geraumet und dennen Patriby
12. Missionarys uill zu thuen gegeben. Andere üble zeitungen haben wir allhier
13. uernommen uon dem Orientalischen Indien, zweiffle nit, sie werden in unserem
14. Vatterland beßer als hier bekandt seyn. zu deme empfange ich würcklich ein
15. brief uon meinen Oberen, welcher mir befilcht auf der statt nacher ures einer
16. uon zwey tag weit entlegenen Mission abzureisen, alldorten alle obsorg zu
17. Haben, bis der eigenthumbliche Pater Missionarius (. mein bester freünd, dan
18. ich haben kan, und wegen falschen anklagen sehr betrübt sich befindet ec.),
19. zuruckh kommt, uon dannen, wohin er beruoffen worden. ich zweiffle nit es werde unser
20. Pater general sein hand müeßen darein legen. in solcher trostreichen erden
21. stehen wir. Hätte uill zu schreiben, aber die zeit laßet es nit zu. Empfille mich
22. in die best=erfahrne günsten meines J.r Bruders und aller liebsten geschwüst=
23. rigen, befreündte, und sonderbahr meiner liebsten Frn. Muetter, so fern sie
24. annoch bey leben, und bitte gott, das er alle erhalte in guether gesundheith,
25. glückh und trost durch lange iahr. In Tecoripa für ietzund obwohlen
26. in kurtzer zeit ich wird anderstwo mich befinden, wie ich hoffe ec. im Monath
27. Juny 27 annj 1742.
Meines hochwohlgebohrenen J.r Bruders
getreüister Bruder
Philippus Segeßer Jhs.
Brief an den Bruder Ulrich Franz Joseph Segesser. San Miguel de los Ures, 18. Mai 1744 (Neg. 51973-51976)
Neg. 52009
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[No. 6]
Praenobilis ac Strenue Dne. Frater
1. mit gröstem verlangen Hab ich Ein schreiben von meinen liebsten befreinten Erwartet, bin
2. aber in meiner Hoffnung betrogen worden, dan wie mihr der Pater Antonius Balthasar von méxico schreibet,
3. ist nichs für mich ankomen. Ich Hoffe, Es werde die F.r mutter Sambt allen lieben angehörigen in
4. guter gesundheit Sich Befinden, welches ich So oft ich meß lise, So fast täglich geschicket, oder in anderen
5. meinen lauen andachten von dem Höchsten gott gemes meiner schuldigen pflicht Begehre. Verwichnes
6. Jahr ist mir Ein schreiben von meinem bruder Eingelifferet worden auf welches ich glaub geant-
7. wortet, aber wie mir gemelter P. Balthasar schreibet, ist der brieff mit der flota, So zu ruck ge-
8. kehret ohnweit von Havána (von dannen ich durch Ein Engelendischen schif-Haubtman Ein schreiben
9. in meiner durchreis nach Haus überschicket, und in kurzer zeit, wie ich nachricht Habe, ist angelanget,)
10.So schiff-bruch geliten, auch zu grund gangen. Ich Hab underschidliche schreiben von der zeit Her, da
11.ich von méxico abgereiset von dißen landen überschicket, Hab aber bisdato kein antwort Erhalten.
12.dißes schreiben schicke ich mit gelegenheit Eines antworts-schreiben an den bischoff zu guadiána oder
13.Durango, welcher mihr geschriben und Einige tutzent Rosencrens für die Indianer und für mich 50
14.pfundt chocoláte geschicket, aniezo aber auf Ein fornemeres Bisthum nacher Puebla de los Angéles
15.ist Beruffet worden. dißer Bischoff ist Ser Eifferig die unglaubige zu gewinnen, schreibet auch mir
16.das Er wölle um andere und zwar aus der Bayerischen Provins Missionarios begehren, versprichet auch
17.mir, das Er meiner und deren anderen zweien PPum. Missionaricorum P. Caspari Stiger, und P. Ignaty
18.Xavery Keller aus der Bömischen Provins nit vergeßen, Sonder um desto mer uns Beispringen, ie-
19.mehr Sich verbeßeret Sein Einkomens. Hab schon andere mahl Eben von dißem Herren Bischoffen
20.geschriben. Hoffe Er werde gegenwertigeß baldist mit guter gelegenheit überantworten.
21.In dißem verwichnen iahr Hab ich Ein Ser Empfintliche und noch gefehrlichere kranckheit ausge-
22.standen, welche ich auf Einer reis aufgelesen, da ich wolte neüe völcker besuchen, mieste also ohnver-
23.richter Sachen nach meiner mission zuruck kehren, gott weis Es, wie beschwerlich. allhier Hatte ich kein
24.leibarzten noch kranckenwerter, Ein altes weib kochete mir Einige Briehe, welche mir bald genug ver-
25.leidet Seindt. Ich Hab Eilens um mein Pater mitgesellen geschickt und mich zu der Himels strasen be-
26.reitet. darauff Haben mich meine Indianer in Einem Seßel fünff täg weit auf Cucurpe Einer
27.mision, wo der Pater Rector dißer Pimería alta wohnete, getragen auf ihren axlen, und Hat
28.wehnig gefehlt, das mich nit dottner dorthin gebracht. alwo ich beßere abwart iedoch kein andere
29.medicin gefunden, als Senen-bleter, und die hilff gottes gefunden nach fünff ganzer monathen, in
30.welcher zeit meine Indianer, weilen Sie mich für todt gehalten, sich widerumb verloffen, und
31.feld und Haus verlaßen, das ich wehnig mer in meiner zurück kunfft angetroffen. andere legten