Kapitel 12
Ausweisung der Jesuiten
Im folgenden Buch beschreibt Och die “Gefangennahme der Missionare in Mexiko, und ihre Heimreise nach Europa.” Dabei geht es um die gewalttätige Vertreibung der Jesuiten aus Neu-Mexiko und dem Rest Amerikas. Obwohl es Och gelingt, diesen historischen Abschnitt in großer Lebendigkeit zu schildern und eindringlich die Ungerechtigkeiten anzuprangern [zu kritisieren], die gegen die Missionare deswegen begangen wurde, weil man sie verdächtigte, Waffen, Gold und andere Güter für den Umsturz der Kirche zu horten, gehört dies nicht mehr zu unserem Thema. Es lohnte sich aber bestimmt, dieses Kapitel gesondert zu studieren. Ein Mikrofilm von Ochs Reisebeschreibung befindet sich mittlerweile an der University of Arizona (das Original befindet sich z.B. in der Bancroft Library, Berkeley, in Cincinnati und New York), während die hier kopierten Textstellen aus einem Exemplar der Universität Heidelberg übertragen wurden.
Zum Abschluß seien auszugsweise die letzten Angaben Ochs über seine Rückkehr in die Heimat geboten:
[In the villages we had much sport with the innocent children who ran up in crowds, asking: “Why are they taking away these blackrobes?” For this was the name always given the Jesuits by the Indians. Spanish wags would answer: “They have to be taken away because they wanted to steal the King’s crown, do away with him, and make themselves King.” Question: “Where is the King?” Answer: “Yea, he is a great man on the other side of the sea.” Question:”These men were not on the other side, so how could they kill the king?” Answer: “Oh, they can do magic, and all they have to do is blow, and he will die.” This ingenuousness of the children made us laugh].
(V) Es sind alle spanischen und portugiesischen Jesuiten auf ihrer Fahrt aus Amerika sehr schlimm behandelt worden. Mein lieber Freund (jetzt in Klagenfurt) Herr Abbe Franz Xaver Voigt… mußte auf seiner Rückreise mit neunzehn seiner Gefährten im Jahre 1768 den ganzen Maragnon bis Gran Para von Brasilien (wie er mir 1785 schrieb) ohne das liebe Tageslicht fünfzehn Tage lang zu sehen, in einem immerwährenden [andauernden] entsetzlichen Schwitzbad herabfahren (er bezieht sich hier auf den Schiffstransport). Endlich, unter unmenschlichen Behandlungen, nach ausgestandenem schrecklichem Sturm und überquertem Ozean ankerte er in der Mündung des Tajo vor Lissabon, ganz nahe an der Festung von St. Julien, und mußte 1769 zwei Monate im Gefängnis Azeytao, zwischen Schrecken und Hoffnung aushalten, bis man ihn, mitsamt anderer [zusammen mit anderen Jesuiten], als spanische Untertanen nach Puerto de Santa Maria (VI), Cadiz gegenüber, brachte, wo er 14 Monate in erträglicher Haft gehalten wurde, bis ihn die Kaiserin Maria Theresia, als ihren Untertan, neben anderen vom König von Spanien zurückfordern ließ.
[(On Corsica) General de Marboeuf to whom our Captain paid a formal visit wished to return the call aboard ship the following day, a plan not entirely agreeable to the Captain. The latter was ashamed to parade his three hundred troops who were nothing but a bunch of wretched and tattered fellows. Hence, about fifty of them who still had good coats on their backs had to uphold the honor of the King on parade. The rest had to hide themselves below deck so that they would not be the laughing stock of the French. Also the Jesuits were bidden to go ashore the same day on the pretext of making space and room and were ordered not to return to the ship before nightfall. All went ashore. Many feasted with French settlers; most, however, were capitally entertained by Germans in the service of French resident officers. I, alone, crippled and lame, and an old brother from Paraguay, stone-blind, who was berthed across from me, were allowed to remain in our beds.
About four o’clock in the afternoon a large crowd of Monsieur de Marboeuf’s officers inspected the entire ship from top to bottom. They had heard a great deal about the so-called King Nicolaus the First, of Paraguay, and considered this pitiful fable quite reliable. They were therefore extremely curious to see him, since he was supposed to be aboard our ship. I do not know who, out of mischief, perpetrated this hoax on them. As they passed me and the brother they all came to a stop and stared at us and pointed their fingers at us. Most certainly I must be King Nicolaus. Furthermore, torture on the rack must have rendered me crippled and lame, even though torture had not caused me to reveal Jesuit secrets. The poor blind brother was taken for my private secretary, for which reason his eyes had been pierced. I did not understand all of the French, but when I heard with astonishment a few German officers speak of this deception I cried to them from my bed: “You gentlemen, do not believe such childish nonsense!” Whereupon, they all gathered at my bedside, and when they had been better instructed they laughed at their own credulity.]
(185) Nach drei Tagen setzten meine 6 Kameraden ihre Reise fort, ich aber blieb in Gesellschaft des Bruckers Sacker noch 3 Tage wegen einiger Geschäfte da [in Augsburg]. Ich mußte nämlich die vielen, von den amerikanischen Patres mir aufgetragenen Kommissionen [Aufträge] erledigen und die von ihnen gewünschten Sachen, Bilder, Kupferstiche, Kruzifixe und dergleichen kaufen und ihnen nach Italien schicken. Nach erledigtem Geschäft machte ich mich mit dem Bruder Sacker von Augsburg auf den Weg und kam nach mehr als zweitausendzweihundert Stunden langen Reise auf dem Wasser und mehr als achthundert Stunden langen Reise auf dem Land krumm und lahm, ohne in den letzten 3 Jahren einen Fuß auf die Erde gesetzt zu haben, glücklich wieder in Würzburg an, wofür ich Gott nicht genug danken konnte. Besonders [dankte ich, weil] alle 18 meiner um mich herum wohnenden Mitmissionare – lauter frische und starke und sich in den besten Jahren befindende Männer – auf der Seefahrt in (186) unterschiedlichen Schiffen gestorben und im Meer begraben worden sind. Wie ich als ein Krüppel unter so viel Ungemach [Leid, Qual] davon gekommen bin, ist allein Gott bekannt. Ich muß aber gestehen, daß ich bei dem vielen Schütteln und Rütteln alle Tage auf dem Wasser und auf dem Land immer besser befand [fühlte] als jetzt, da ich ohne alle Bewegung entweder auf einem Stuhl sitze oder im Bett liegen muß.
Anmerkung des Herausgebers: Herr Pater Joseph Och starb im Juli 1773 im Jesuitenkolleg zu Würzburg.
Fragen zum Text:
1. Was machte Och in Mexiko-Stadt?
2. Wie viele Tage waren die Jesuiten unterwegs?
3. Welche Erfahrungen haben die Jesuiten auf der Rückreise von Amerika nach Europa machen müssen?
4. Zu welchem Mißverständnis kam es in Korsika?
Zur Grammatik
Wiederholung: Die Kasus
3.a. Vorübung: Bestimmen Sie das grammatische Geschlecht folgender Nomina:
___ Gebiet, ___ Versuch, ____ Bekehrung, ____ System, ____ Ausbeutung, ___ Jahr;
___ Jahrhundert, ___ Gesellschaft, ___ Orden, ____ Juli, ____Strich, ____ Entwicklung, ____ Dokument, ___ Monat, ___ Glauben, ___ Pflicht, ___ Sinn, ___ Frieden, ____Kirche.
3.b. Fügen Sie die richtigen Endungen ein:
In Südamerika, in Teilen d___ heutig___Staaten Paraguay, Brasilien, Argentinien und Uruguay, versuchten die Jesuitenmissionare Urwaldbewohner in fest___ Dörfern, in sogenannt___ Reduktionen zu sammeln. Diese Reduktionen waren rasch auch auf wirtschaftlich____ Gebiet erfolgreich. Es handelte sich um d____ Versuch, zusammen mit d___ Bekehrung d____ Indianer ein christlich___ Sozialsystem einzuführen und die Indianer so vor d___ Ausbeutung durch Spanien zu schützen. Dieser sogenannte »Jesuitenstaat von Paraguay« bestand über 150 Jahre lang, von 1610 bis 1767, d____ Jahr, in d___ die Jesuiten aus [ganz] Amerika vertrieben wurden.
Während d___ erst___ Jahrzehnte d___ 18. Jahrhunderts wuchs die Gegnerschaft d___ Gesellschaft Jesu. Die gewaltsame Aufhebung d___ Ordens, von d____ europäisch___ Fürstenhäusern betrieben, vollzog sich in mehrer___ Etappen: Seit 1759 wurden die Jesuiten aus d___ einzeln___europäisch___ Ländern vertrieben. I____ Juli 1773 zog dann Papst Clemens XIV. d___ Schlußstrich unter dies___ Entwicklung und stellte d___ Aufhebungsdokument aus, das ein___ Monat später in Kraft trat. Der Papst wies darin zwar auf d____ früher___ Verdienste d___ Orden___ bei Vertiefung und Ausbreitung d___ Glaubens hin, betonte aber sein___ Pflicht, i___ Sinn___ d____ Frieden___ und zu ____Vermeidung von Streit und Zwietracht innerhalb d___ Kirche d____ Jesuitenorden aufzuheben. Eine umfassende Beweisführung über d___ d___ Jesuiten vorgeworfen___ Verfehlungen erfolgte nicht. (Jesuiten-Online).