Kapitel 18
VIII. Regierungsform und Polizei (267)
(hier nicht aufgenommen)
IX (hier falsch numeriert als X). Krankheiten, Medizin, Ärzte (273; hier falsch numeriert als 173).
Bei allem harten Leben und fast einziger Nahrung von Mais und Früchten sind die Indianer stark und gesund. Viele bringen es auf ein sehr hohes Alter. Sie sterben, wenn sie wollen, besonders wenn sie es sich einmal in den Kopf gesetzt haben, daß sie krank sind. Dann hilft kein Zureden.
[Other sicknesses are little found among the Indians. Among thousands one sees not a single deformed, limping, or hump-backed Indian, for never, as with us, do the children fall off stools, benches, tables, or stairs, because they always creep around on the ground. Also they never fall out of trees, because they never climb them, the trees being armed with very sharp spines on the branches, the fruit, or on the tips of leaves. To pick fruit they use a long cane, tipped with a pointed piece of wood for spearing. Finally, one rarely sees a blind person in any village.]
(278) Übrigens habe ich mich bei allen Krankheiten der Indianer über ihre mehr als eiserne stoische Geduld oder vielmehr Unempfindlichkeit gewundert. Sie liegen im größten Schmerz auf der Erde, ohne daß ihnen ein Ach aus dem Mund fährt. Ich sah keinen einzigen (nicht einmal Kinder), der sich beklagt, geschrien oder, wie es unsere Kranken zu tun pflegen, herumgewälzt hätte. Sie liegen da wie ein Block. Den Tod sehen sie als eine ganz gleichgültige Sache an. Als ich Gefahr merkte und sagte: “Mein Sohn! du bist sehr krank, du stirbst, richte dich zu Gott und beichte,” antworteten sie ganz kaltsinnig: “Es ist schon recht, Pater! es liegt nichts daran. Ich will sterben, was tue ich auf der Welt? Ich will hingehen und Gott, die Mutter Gottes, die Engel und die Heiligen sehen.” Dies sagten sie mit solchem Vertrauen, als ob alles sicher wäre. Diese Unempfindlichkeit des Lebens gegen die Zukunft ließ mich allezeit erstaunen und zweifeln, ob sich diese Leute einen rechten Begriff der zukünftigen Ewigkeit machten und wahrhaft glaubten. Ich fand aber einen recht lebhaften Glauben und vollkommene Zuversicht bei ihnen, als sie sagten:”Pater! was soll ich mich fürchten? Du hast ja gesagt, daß Gott so gütig ist, daß er alle Sünden verzeiht, wenn man sein Herz zu ihm wendet. Das habe ich nun getan. Du wirst mich gewiß nicht betrügen. Ich will hingehen und Gott sehen.”
(280) Dieses Land ist mit unzähligen Arzneimitteln überflüssig versehen, ja es gibt keinen Baum, keine Pflanze oder kein Kraut, das nicht medizinische Kraft hätte, nur ist der rechte Gebrauch und die Dosis noch nicht durch Erfahrung bestätigt. Dazu kommt, daß die Indianer wenig Lust zum Medizieren haben. Sie wollen entweder gesund sein oder sterben.
(281) Ein Alter, der sein Lebtag nicht wußte, was Krankheit war und sich immerdar auf den Beinen hielt, ließ mich rufen und obwohl er nicht über den geringsten Schmerz klagte, wollte er durchaus doch die heiligen Sakramente empfangen. “Pater!” sprach er, “ich will sterben. Ich bin schon zu alt, denn ich sehe nicht mehr recht und kann nicht mehr gehen.” Ich hörte seine Beichte, weil ich aber nicht das geringste Zeichen einer Krankheit an ihm spürte, er auch noch herzhaft redete und aß, gab ich ihm nicht die letzte Ölung. Als ich aus dem Haus ging, rief er eine Spanierin, mit welcher er ganz munter von seiner nahen Abreise sprach. Zuletzt bat er sie, ihm aus der Kirche ein Gefäß mit Weihwasser zu holen. Mit diesem ließ er sich reichlich besprengen, gab der Spanierin die Hand zum Abschied, zog seine Pferdedecke über den Kopf und starb im gleichen Augenblick.
Fragen zum Text
1. Fassen Sie die Einstellung der “Pimas” zum Tod zusammen.
2. Was sagt Och zu Krankheiten unter den O’odham? Würden Sie seiner Erklärung zustimmen?
Zur Grammatik
Der Konjunktiv nach Ausdrücken des Scheinens
Beispiele aus dem Text
A. Auch verstanden sie etwas von der Unsterblichkeit der Seele, zwar nicht so, als ob diese Lohn oder Strafe erhielt(e), sondern sie glaubten an die Wanderung der Seelen von einem Körper in den anderen (210).
B. Sie behaupteten, die Verstorbenen kämen manchmal und beunruhigten sie, als ob sie noch in das Haus gehörten (211).
C. Dies sagten sie mit solchem Vertrauen, als ob alles sicher wäre (278).
In Vergleichssätzen mit ‘als’ oder ‘als ob’ ist der Konjunktiv obligatorisch. Ob es sich um den Konjunktiv I oder II handelt, ist weniger normiert. Sätze A und B enthalten einen Konjunktiv II als Ersatz für den Konjunktiv I, der in der 3. Person Plural mit dem Indikativ identisch ist. Satz C dagegen enthält einen echten Konjunktiv II, der Skepsis des Sprechers gegenüber der nachfolgenden Mitteilung ausdrückt.
Ausdrücke mit ‘als ob’ sind unter anderem:
Mir war, als habe/hätte es geklingelt. Mir war, als ob es geklingelt habe (haette).
Es scheint, als sei Tante Klara gekommen. Es scheint, als ob T. Klara gekommen sei (waere).
Es sieht (so) aus, als sei/wäre er krank. Es sieht so aus, als ob er krank sei/wäre.
Er tut so, als sähe er sie nicht. Er tut so, als ob er sie nicht sähe.
Eine neutrale Alternative für ‘es scheint, als ob’ ist ‘scheinen + Infinitiv.’
Übungen
Formen Sie die Sätze in Strukturen mit ‘als ob’ um:
1.1.Der Indianer verstarb im nächsten Augenblick, wie er gesagt hatte.
Es schien Och nicht so, als ob …
1.2.Die Indianer zweifelten nicht an dem, was Och ihnen gesagt hatte.
Es war Och, als ob …
1.3.Der Junge krümmte sich vor Schmerzen. Er hatte zuviel Schokolade gegessen.
Es sah so aus, als ….
1.4.Die quadratische Anlage des Pueblos schien Och auch zu Verteidigungszwecken sehr nützlich. Es schien ihm, als ob …
1.5.Die Indianer schienen sich zurückzuziehen. Aber sie taten nur so, als …
1.6.Die Indianer schienen sich nicht zu trauen, Ameisen zu töten. Es schien, als …
Der Konjunktiv II nach Ausdrücken der Ausschließlichkeit
Der Teppich ist so dicht, daß das gespannte Tuch, ohne daß auch nur ein Tropfen hindurch käme, selbst den stärksten Regen aushält. (191)
Ich sah keinen einzigen (nicht einmal Kinder), der sich beklagt, geschrien oder, wie es unsere Kranken zu tun pflegen, herumgewälzt hätte. (278)
Es gab kein Kraut, das nicht medizinische Kraft hätte. (280)
Auch nach Ausdrücken der Ausschließlichkeit wie ‘ohne daß’ und ‘es gibt kein …, das nicht …’ ist der Konjunktiv II obligatorisch. Eine Alternative für ‘ohne daß’ ist ‘ohne zu + Infinitiv.’
Übungen
1. Verbinden Sie die nachfolgenden Sätze mit ‘ohne daß (auch nur)’:
1.1.Och schrieb seinen Bericht. Och klagte dabei nicht über seine Arthritis.
1.2.Die Reisenden setzten über den Fluß. Nicht einmal die Steigbügel wurden naß.
1.3.Die Jesuiten ritten durch das Tal. Sie sahen keinen einzigen Indianer.
1.4.Viele Spanier schifften sich nach ‘Indien’ ein. Sie hatten keinen einzigen Pfennig in der Tasche.
1.5.Och entrüstete sich über die Brandweinhändler. Es nützte nichts.
1.6 Pater Kino reiste im ganzen Land der Pimas und Papagos herum. Niemals beklagte er sich ueber die Beschwerlichkeiten der Reisen.
1. Formulieren Sie die nachfolgenden Sätze um mit ‘Es gibt kein/e …, der/die/das nicht’:
2.1.Jeder Mensch hat seine Fehler.
2.2.Alle Missionare erlernten die Sprache der jeweiligen Indianer.
2.3.Alle Brandweinhändler waren auf Profit aus.
2.4.Alle Jesuiten gehorchten dem Papst aus freien Stücken.
2.5.Niemand ist der Feier fern geblieben.