Kapitel 2
HIER BEGINNT OCHS EIGENER BERICHT:
Die Reise Joseph Ochs von Cadiz nach Veracruz:
I. Erster Abschnitt: Reise von Würzburg durch Schwaben, Bayern, Tirol, Italien und Spanien nach Veracruz, und von da über Mexiko zu den Missionen in der Pimeria, in Neu-Navarra, im Gouvernement Neu-Mexiko.
siehe zunächst:
Einer der angenehmsten Tage meines Lebens war der 9. Mai im Jahre 1754, als ich endlich nach vielen Bitten aus Rom von unserem General Pater Ignaz Disconti die Erlaubnis erhielt, in die indianische Mission (Amerika) reisen zu dürfen. Diese fröhliche Botschaft überbrachte mir der damalige Provinzial (Provinzdirektor oder eine Art Bischof der Jesuiten) Pater Weber selbst in mein Zimmer in Heidelberg. Nachdem ich am 8. Juni in Speyer meine Priesterweihe empfangen hatte, d.h. [das heißt] in meinem 29. Lebensjahr, kehrte ich noch am selben Tag nach Heidelberg zurück, gab allen meinen früheren Schülern, welche sich zum Teil dort als Kleriker aufhielten, teils Jura und Philosophie studierten, die heilige Kommunion, nahm Abschied und reiste am Dienstag den 10. Juni mit der Post[kutsche] nach Würzburg ab, um mit meinem Reisegefährten Pater Michael Gerstner unsere weitere Reise zu besprechen. Am 16. Juni las ich dort meine erste Messe. Nachdem Pater Ignaz Pfefferkorn von Mannheim und Pater Bernhard Middendorff der aus Münster in Westfalen stammte, eingetroffen waren, begannen wir alle vier am 9. Juli unter Gottes Schutz mit unserem Gepäck die Reise nach Augsburg, wo wir ein Abkommen schlossen [einen Beschluß faßten], in einer Kutsche mit 4 Pferden für 80 Dukaten [Goldmünzen] bis nach Genua zu fahren. Von Augsburg kamen wir nach Landsberg (3), wo wir am 16. Juli im Novitiat [Jesuitenschule] übernachteten. Von hier kamen wir über Innsbruck, Trient und Roveredo an die venezianische Grenze, welche durch den unüberwindlichen Paß Chiusa gut beschützt ist. Hier mußten wir bei dem Herrn Kommandanten um die Durchreise bitten und sandten ihm unsere Papiere. Sofort kam ein Offizier und lud uns zum Essen beim Kommandanten ein, der ein sehr naher Verwandter unseres Ordensgenerals Pater Disconti war. Weil wir unsere Reise beschleunigen [nicht verlangsamen] wollten, dankten wir [aber nur] für diese Höflichkeit. Er sandte uns jedoch einen Korb mit schönen Kirschen und Aprikosen, dazu einen Paß für das ganze venezianische Gebiet. Über Lago di Gardo, Brescia (4), Mailand und Pavia näherten wir uns dem prächtigen Genua. Unsere Wege waren felsig und gefährlich, besonders in der Bocchetta, welche der Schlüssel von Genua ist, wo wir am 3. August glücklich und gesund eintrafen und uns für viele Stunden alle Attraktionen ansahen.
[Studieren wir kurz die Karte: Wo liegt Roveredo?)
Kurz hintereinander trafen mehrere Missionare ein: Pater Kaufmann und Pater Fraydeneg aus der österreichischen Provinz, auch Pater Fischer und Magister Strezanowsky, dazu vier Ordensbrüder: ein Buchdrucker, Apotheker, Tischler und Tuchmacher. Endlich schifften wir uns am 2. November auf einem englischen Schiff nach Spanien ein und warfen am 22. dieses Monats (am 22. Nov.) vor Alicante den Anker. Zwei Jesuiten aus dem dortigen Kolleg empfingen uns und führten uns dorthin. Wir speisten täglich mit Pater Rector Spinola zu Mittag, nachts aber schliefen wir an Bord. Die Vornehmsten von Alicante besuchten uns und boten uns Geld, Wein, Proviant, weiße Wäsche und anderes. Wir wiesen aber alles sehr höflich zurück.
Nördliches Bayern:
http://feefhs.org/maps/gerw/gw_nbav.html
Südliches Bayern:
http://feefhs.org/maps/gerw/gw_sbav.html
Österreich:
http://feefhs.org/maps/ah/ah_austr.html
Fragen zum Text
1. Fuhr Och freiwillig nach Amerika? Belegen Sie Ihre Antwort am Text.
2. Zeichnen Sie in die beigefügten Karten von Deutschland, Österreich, Italien und Spanien die in diesem Abschnitt genannten Orte ein: in Deutschland Heidelberg, Speyer, Würzburg, Mannheim, Münster, Augsburg; im heutigen Österreich Innsbruck und den Brenner-Paß; im heutigen Italien Trient, Roveredo, Chiusa, Lago di Gardo, Brescia, Mailand, Pavia, Genua; in Spanien Alicante.
3. Wie viele Kilometer haben Och und seine Gefährten in der Postkutsche zurückgelegt? Wie viele Meilen sind das?
4.Wie lange dauerte ihre Postkutschenreise von Würzburg nach Genua? Wie lange würde sie heute dauern?
5. Warum schickte der Kommandant am Paß Chiusa den Reisenden einen Korb mit Obst?
6.Och und seine Gefährten sind auf dem Weg nach Neu-Navarra. Schlagen Sie in einem Atlas nach, wo (Alt-)Navarra liegt.
7. Was wissen Sie über Einwanderer aus Navarra in den USA? Welchen Beruf üben sie überwiegend aus? In welchem Teil der USA leben sie überwiegend?
Siehe:
Zur Grammatik
Etwas zum Grübeln:
“unter Gottes Schutz”: Bitte erklären Sie die in diesem Ausdruck verwendeten Kasus. “unter” ist eine Wechselpräposition, auf die entweder der Dativ oder der Akkusativ folgt. “Gottes” ist eindeutig ein Genitiv. Rechtfertigen Sie seinen Gebrauch.
Verben mit festen und untrennbaren Vorsilben
Vorübungen
0.1. Erklären Sie die Bedeutungsunterschiede zwischen
halten und erhalten
bringen und überbringen
fangen und empfangen
kehren und zurückkehren (Was kann das eine mit dem anderen zu tun haben?)
halten, aufhalten und sich aufhalten
reisen und abreisen
sprechen und besprechen
treffen und eintreffen
laden und einladen
sehen und ansehen
weisen und zurückweisen
0.2.Vergleichen Sie die nachfolgenden Sätze. Beschreiben Sie die verschiedenen Stellungen der Vorsilben und versuchen Sie, sie zu erklären:
A. Die Reisenden erhielten einen Korb mit schönen Kirschen und Aprikosen.
B. Einer der angenehmsten Tage meines Lebens war der 9. Mai, als ich die Erlaubnis erhielt, in die indianische Mission reisen zu dürfen.
C. Nachdem Och am 8. Juni in Speyer seine Priesterweihe erhalten hatte, kehrte er nach Heidelberg zurück.
D. Och reiste am 10. Juni mit der Postkutsche nach Würzburg ab.
E. Die Patres sind zu viert aus Würzburg abgereist.
F. Sobald die Missionare abgereist waren, verschlechterte sich das Wetter.
Zusammenfassung
Viele deutsche Verben haben Vorsilben. Diese Vorsilben verändern den Sinn des Verbs oft drastisch. Manche von ihnen bleiben dem Verb immer verbunden und vorangestellt; wir bezeichnen sie als feste Vorsilben. Andere lösen sich im Präsens, im Imperfekt und im Konjunktiv I a und II a vom Verb und werden an das Satzende gestellt. Diese Vorsilben bezeichnen wir als trennbar. Sie sind der Regel kleine Wörter, oft Präpositionen oder Adverben, die auch alleine stehen können. (Vorsicht: ‘über’ stellt eine Ausnahme dar und ist eine feste Vorsilbe!).
Feste Vorsilben: be-, emp-, ent-, er-, miß-, ver-, zer-; über-.
Trennbare Vorsilben: ab-, an-, ein-, hin-, her-, rein-, raus-, weg-, unter-, zurück-.
Übungen
1. Markieren Sie im Text alle Verben mit einer Vorsilbe. Markieren Sie feste Vorsilben fett und trennbare Vorsilben kursiv. Erklären Sie ihre Stellung.
2. Schreiben Sie die folgenden Sätze im Präsens und im Perfekt.
Beispiel: Das Noviziat nahm die Reisenden für die Nacht auf.
Präsens: Das Noviziat nimmt die Reisenden für die Nacht auf.
Perfekt: Das Noviziat hat die Reisenden für die Nacht aufgenommen.
2.1.Och erhielt Besuch vom Provinzial.
2.2.Der Provinzial überbrachte ihm eine freudige Nachricht.
2.3.Frühere Schüler Ochs hielten sich in Heidelberg auf.
2.4.Och empfing seine Priesterweihe in Speyer.
2.5.Nach seiner Priesterweihe kehrte Och gleich nach Heidelberg zurück.
1. Setzen Sie die Perfektform ein. Vergessen Sie dabei nicht, zwischen ‘sein’ und ‘haben’ zu unterscheiden. (Sie erinnern sich: die Verben ‘sein’ und ‘haben,’ Verben der Bewegung und intransitive Verben, die eine Zustandsänderung angeben, wie zum Beispiel ‘aufwachen,’ bilden das Perfekt und das Plusquamperfekt mit ‘sein’).
3.1.In Würzburg …………… Och und Gerstner in Würzburg die Einzelheiten ihrer weiteren Reise …………. (besprechen).3.2.Och und seine Mitreisenden …………in Landsberg ……..……. (übernachten).
3.3.Der Offizier ………. die Reisenden zum Essen beim Kommandanten ……………. (einladen).
3.4.Die Postkutsche ……… am 3.August in Genua ……………… (eintreffen).
3.5.Dort …………… sich die Jesuiten alle Sehenswürdigkeiten ……………… (ansehen).
1. Mündlich: Stellen Sie sich gegenseitig Fragen zum Text.
4.1.Von wem erhielt Och am 9. Mai Besuch?
4.2.Welche Nachricht überbrachte ihm der Provinzial?
4.3.Wann reiste Och nach Würzburg ab?
4.4.Wann trafen Och und seine Mitreisenden in Augsburg ein?
4.5.Warum übersandte der Kommandant den Reisenden einen Korb mit Früchten?
1. Mündlich: Wechseln Sie nun den Partner und stellen Sie ihm oder ihr die Fragen von 2.2. im Perfekt.